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Schlagwort: Georgien

Es hat sich einiges ereignet in Tiflis

Es hat sich einiges ereignet in Tiflis

Die vergangenen Tage haben sich dann doch als relativ stressig erwiesen.

Fangen wir erstmal mit dem allerwichtigsten an. Frollein A. ist ja vergangene Woche zusammen mit ihrem Bruder nach Deutschland geflogen, um sich in Bonn ihre gebrochene Schulter operieren zu lassen. Am Montag kam sie unters Messer und die Operation ist gut verlaufen. Jetzt folgt natürlich noch der wahrscheinlich langwierige Heilungsprozess, Reha, etc. und ich kann mir schon bildlich vorstellen, wie hibbelig sie darauf warten wird, dass sie endlich wieder fahren kann. Warten wir mal ab, ob sie gutes Heilfleisch hat oder eher nicht.

Natürlich habe ich ihr alle Genesungswünsche die hier im Blog, im Social Network, telefonisch oder per Messenger eingelaufen sind ausgerichtet und sie hat sich auch sehr darüber gefreut. Sie hat nun mal in der Vergangenheit wirklich sehr extreme Dinge im Netz erlebt und ich kann es nachvollziehen, dass sie mit diesem Medium quasi abgeschlossen hat. Auch ich habe mich nach Leibeskräften bemüht, ihren Wunsch nach Anonymität zu erfüllen, auch wenn es dazu – gerade im Freundes- und Bekanntenkreis – einiger Erklärungen bedurfte. Ganz wenige Leute kennen diese Geschichte(n) und ich weiß dass ich mich darauf verlassen kann, dass sie das auch für sich behalten. Damit wollen wir es jetzt auch gut sein lassen und ich soll mich noch einmal ganz herzlich bei allen bedanken. Fühlt euch gedrückt!

Tja, da war aber auch noch mein Moped, dass kurz nach dem Unfall von Frollein A. auch mächtig Probleme machte. Kugellager und Wellendichtring vom Hinterradantrieb geschrottet und leider sind diese ja eigentlich gängigen Ersatzteile hier nicht oder nur unter großem Aufwand zu bekommen. Ivan aus der Werkstatt hier in Tbilisi hat dann zusammen mit mir am Samstag den Endantrieb mal demontiert und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass der Austausch des kompletten HAG’s nicht notwendig ist. Trotzdem mussten ja die Ersatzteile nach Georgien kommen. Also habe ich die Ersatzteile in Deutschland geordert und zu meinem Schwesterherz schicken lassen.

ersatzteile

Denn der Expressversand per UPS hätte über 200 Euro gekostet und dann ist – laut Ivan – noch nicht sicher, ob die Teile nicht im Zoll hängen bleiben und dann sitzt du hier auf heißen Kohlen und wartest. Also habe ich mir kurzerhand 2 Flüge nach Hause, genauer gesagt zum Flughafen Düsseldorf gebucht und bin dann in der Nacht von Samstag auf Sonntag zuerst um halb eins vom Hotel die 20 Minuten zum Flughafen gefahren, wo mein Flieger um 3 Uhr 40 Ortszeit gestartet ist. Obwohl ich nur einen Rucksack mit Geld, Papieren etc. dabei hatte, nahmen es die georgischen Zöllner allerdings ziemlich genau und haben aber wirklich jeden Reißverschluss der 8 verschiedenen Fächer dieses Rucksacks geöffnet und begutachtet.

Flugzeug

Bei meiner/unserer Einreise nach Georgien wurde in den Reisepässen vermerkt, dass wir mit dem Motorrad eingereist sind. Der sehr eifrige Polizist bei der Passkontrolle fragte dann auch: „And where is your Bike?“ Die Antwort „Das habe ich in der Jackentasche, du Pappnase!“ habe ich mir dann aber doch verkniffen, nicht dass er noch Deutsch verstand und habe ihm den Grund meiner kurzen Reise erklärt. Stempel in den Pass und durchmarschiert. Im Flieger der griechischen Gesellschaft Sky Express ging es dann zuerst nach Athen und da konnte ich mich sogar richtig lang machen. Ich hatte Sitzplatz 7F am Fenster und die komplette Sitzreihe 7 blieb bis zum Abflug leer, obwohl sonst wirklich jeder Sitzplatz besetzt war. Ich hab vorsichtshalber mal diskret gecheckt, ob ich etwas fieses im Gesicht hängen habe oder stinke, nachdem der Check aber zu meiner Zufriedenheit ausgefallen war es als gottgegeben akzeptiert und mich ausgestreckt.

Reisepass

In Athen dann 2 Stunden Aufenthalt, die ich u.a. mit einem (teuren) Kaffee überbrückt habe und danach ging es weiter nach Düsseldorf, wo wir um kurz vor 11 Ortszeit gelandet sind. Da ja einige von meinem Dilemma erfahren haben, hatte ich auch wieder eine ganze Menge Angebote für den Transport von Düsseldorf nach Köln. Hierfür auch nochmal allen einen herzlichen Dank, es ist schön wenn man Freunde hat, auf die man sich verlassen kann! Mein Schwesterherz hat aber auch für die paar Tage „Heimaturlaub“ den Job der Fahrerin übernommen und hatte mir auch beim abholen gleich meine Ersatzteile mitgebracht.

Ich hatte ja schon erwähnt, dass der Transport der Teile sehr teuer gewesen wäre. Im Endeffekt haben mich die 2 Flüge knapp 10 Euro mehr gekostet als der Versand gekostet hätte und ich habe die Teile bei mir, ohne ungewisses Warten ob das Zeug auch wirklich ankommt. Sonntagnachmittag noch ein paar Bierchen in der Stammkneipe genommen, aber um 20 Uhr nach Hause gegangen, sonst wäre ich wahrscheinlich im Stehen eingeschlafen. Am nächsten Tag nach dem Frühstück habe ich im nahen Bad Honnef noch einen gebrauchten ABS-Sensor für das Hinterrad abgeholt, den ich per ebay schon in Tiflis geordert hatte. Ivan meinte, ich solle ihn mal vorsichtshalber mitbringen und die 22 Euro zusätzlich fressen jetzt auch kein Brot.

Treffpunkt

Abend noch mit guten Freunden essen gewesen und am Montagnachmittag ging es wieder nach Düsseldorf. Beim Rückflug, diesmal mit der türkischen Pegasus Air und Zwischenlandung in Istanbul, hatte ich allerdings weniger Glück. Mit Serkan, dem freundlichen Türken der rechts neben mir saß und der schon lange in Witten wohnt wie man am Ruhrpott-Dialekt hören konnte, habe ich mich lange unterhalten und er hat mir auch per Wegweisung sehr geholfen meinen Anschlussflug in Istanbul zu erreichen, den ich sonst mit Sicherheit verpasst hätte. Weil wir nämlich schon mit reichlich Verspätung in Düsseldorf gestartet sind und die Ausschilderung im Flughafen Istanbul gelinde gesagt komplett für den Ars*h ist. Dazu lotste er mich mit einem mehrfachen „Perdon“ bei seinen türkischen Landsleuten an der Passkontrolle vorbei und drängelte sich gleich mit vor, in dem er mich vor sich her schob. „Geh weiter, die lassen dich alle vorbei, geh weiter, du verpasst deinen Flug“ hörte ich nur im Ohr.

Den etwas beleibteren türkischen Herrn links neben mir auf dem Flug nach Istanbul musste ich im Halbstundentakt immer wieder gerade rücken, weil er beim Schlafen immer in meine Richtung fiel. Dazu hat er so extrem geschnarcht, dass ihm selbst die Frau die vor ihm saß zweimal recht energisch geweckt und ihm ein paar nicht freundlich klingende Worte gesagt hat. Was ihn aber scheinbar nur unwesentlich störte, denn nach spätestens 2 Minuten war er wieder entschlummert und das Konzert begann von neuem. Einen guten Schlaf hatte er jedenfalls.

Den Anschlussflieger nach Tiflis habe ich dann wirklich auf den letzten Drücker erreicht und nachdem ich kurz vor Eintreffen am Gate ein schnarrendes „Mr. John Linnartz, please to Gate 214b!“ hörte, hatte ich auch schon leicht Schweiß im Schuh, den Flug doch noch zu verpassen. Ohne Serkans Hilfe wäre die Operation Ersatzteile da fast empfindlich unterbrochen worden. Zudem hätte ich mir dann erstmal wieder eine türkische SIM-Karte besorgen müssen, um überhaupt einen anderen Flug buchen zu können. Naja, es ist ja gut gegangen, wenn auch knapp.

Angekommen in Tiflis bin ich dann am Dienstagmorgen um 03:45 Uhr. Vorsichtshalber habe ich meine Teile mal beim Zoll angegeben und einer der Herren interessierte sich dann auch recht ausgiebig für das große Kugellager, Dichtung und ABS-Sensor waren ihm schnuppe. Aber dieses Kugellager hat er tatsächlich 5 Mal durch den Röntgenapparat laufen lassen, vielleicht hat er etwas darin vermutet, dass da nicht hinein gehört. Ich hatte vorsichtshalber die Rechnungen mit Zollnummern, Herkunftsland, Gewicht etc. mit eingepackt und vorgelegt. Ich bin mir nicht sicher, ob er meine Erklärung zu dem was ihn da interessierte überhaupt verstanden hat oder überhaupt wusste, was ein Kugellager ist. Jedenfalls durfte ich, nachdem ich mit ihm in ein Büro gegangen war und er einen Zettel ausgefüllt hatte, noch 18 Lari, knapp 6 Euro, in die georgische Staatskasse einzahlen. Und dieses Erlebnis hat mich darin bestätigt, die Teile besser abzuholen als per Post zu schicken. Der Mensch würde wahrscheinlich Heiligabend noch überlegen, was er da vor sich hat…

Um halb 5 hatte ich auch das geschafft und hab mich in eines der etwa 100 vor dem Flughafen wartenden Taxis gesetzt und bin dann um kurz vor 5 wieder im Hotel gewesen, wo ich mich erstmal – reichlich geschafft – 2 Stunden hingelegt habe. Nach einer Dusche und reichlich Kaffee habe ich dann Ivan angerufen und ihm gesagt, dass ich später zu ihm kommen würde und die Teile vorbei zu bringen. „Come when you want, Mr. Hans, you were quickly!“ Gesagt, getan, um 10 Uhr haben wir uns dann in seiner Werkstatt getroffen und erstmal einen Tee getrunken, während er mich ausgefragt hat, wie meine Reise verlaufen ist.

Er will den Austausch der Teile ja immer noch alleine machen, obwohl ich ihm meine Unterstützung angeboten habe. Ich habe mit ihm jetzt vereinbart, dass er sich ruhig noch etwas Zeit lassen kann, denn ich möchte mich erstens noch etwas ganz ohne Stress in Tiflis umsehen, zweitens hat er noch ein paar andere Aufträge, die schon länger warten und drittens habe ich vorgestern Nachmittag in der Stadt zufällig 2 Holländer, Jan und Dirk, kennengelernt. Die beiden sind auch mit dem Motorrad unterwegs und möchten nach Usbekistan, wollen aber vorerst noch etwas hier in Tiflis bleiben um sich auszuruhen und die Stadt zu erkunden, bevor es weiter Richtung Russland geht. Zudem wollte Jan noch eine Werkstatt suchen und da hab ich ihm natürlich gleich mal Ivans Adresse gegeben und Dirk wartet noch auf sein Visum für Russland.

Da sich das mit meinen Reiseplänen deckt habe ich die beiden gefragt, ob wir nicht zusammen fahren könnten. „Kein Problem“ war die Antwort, und so haben wir dann später noch unsere Telefonnummern ausgetauscht und wollen uns dann absprechen, ob unsere Reise zumindest ein Stück gemeinsam weitergeht. Wäre mir persönlich auch angenehmer, gerade im Fall einer Panne, an einen weiteren Unfall wollen wir mal lieber überhaupt nicht denken, ist es natürlich hilfreicher, wenn man zu mehreren unterwegs ist. Warten wir mal ab, eventuell klappt es ja.

Bis Ivan die BMW wieder repariert hat, werde ich mich also noch etwas zu Fuß oder auch mit dem Taxi in der Stadt umsehen, in der es noch einiges zu entdecken gibt. Meine ersten Streifzüge waren ja immer von Krankenhaus- oder Werkstattbesuchen unterbrochen worden und ich muss ehrlich zugeben, dass mir auch der Unfall von A. ziemlich an die Nieren gegangen ist. Jetzt weiß ich dass es ihr gut geht, wir telefonieren oder schreiben täglich, dass wird sich wohl auch nicht ändern, zumindest so lange diese Reise andauert.

Gott sei Dank ist Tiflis keine langweilige Stadt und ich habe ja schon einiges gesehen und erlebt. Deshalb habe ich mich auch entschieden, noch etwas Zeit hier zu verbringen. Mit Sicherheit werde ich nochmal die verschiedenen Märkte der Stadt besuchen, auf denen man von Lebensmitteln über Klamotten, Elektroartikel, Waschmaschinen, Stichwaffen, Pistolen und ganz selbstverständlich auch Militärzubehör- und Orden aus dem 2. Weltkrieg kaufen kann. Anfangs war ich doch ziemlich erschrocken, wieviel Nazi-Symbolik hier öffentlich angeboten wird, wenn man allerdings weiß, dass viele Georgier im Krieg für Deutschland gekämpft haben, dann verwundert das „Angebot“ nicht.

Laden

Dazu diese Unmengen an kleinen, kleinsten und allerkleinsten Läden, die oft überhaupt nicht als solche erkennbar sind, weil sie ohne Werbetafeln auskommen. Da wird auch der letzte Quadratzentimeter ausgenutzt, um sein Warenangebot zu präsentieren und wenn du drin stehst musst du aufpassen, nicht bei einer unvorsichtigen Drehung die Regale abzuräumen. Aber man bekommt hier wirklich alles und obwohl auch hier in Georgien die Inflation für die Menschen spürbar ist, ist es für uns immer noch günstig. Wobei man auf der anderen Seite der Kura, der Fluss der durch Tiflis fließt, schon merken kann, dass diese Gegend nicht nur bedeutend mehr Hotels und Touristen zählt, sondern auch deutlich teurer ist. Beispiel: Wenn ich mir hier eine diese sehr leckeren Teigtaschen, die mit Schafskäse, Spinat, Pilzen oder Hähnchenfleisch gefüllt sind kaufe, zahle ich im Durchschnitt 3 Lari, etwas einen Euro. Auf der anderen Seite das drei- bis vierfache.

Gewürze

Mein persönliches Highlight ist ja der Gewürzmarkt, wo in großen Säcken alles lagert, was in der Küche benötigt wird. Da kommen dir Düfte entgegen, gerade bei den orientalischen Händlern, die hier erstaunlich oft vertreten sind. Und da der Georgier für sein Leben gerne Walnüsse, Pistazienkerne und sonstiges „Vogelfutter“ knabbert, werden Einkäufe auch häufig direkt in die Hosentasche abgefüllt. Zu den diversen Märkten kommt noch eine Unzahl an Läden, die unter den großen Hauptverkehrsstraßen in Tunneln liegen und die oft die einzige Möglichkeit darstellen, auf die andere Straßenseite zu gelangen, ohne sich einer Lebensgefahr auszusetzen. Denn der Verkehr hier ist, wie A. ja leider selbst erleben musste, nicht ohne.

Vogelfutter

Der Georgier an sich hält Ampeln schon für überflüssigen Schnickschnack. Sie leuchten ab und zu unterschiedlich, mehr aber auch nicht. Also wird gefahren, gefahren, gefahren, meistens bis es nicht mehr weiter geht. Da werden große Kreuzungen mit normalerweise 3 Fahrspuren auch gerne mal zu fünft nebeneinander belegt und wenn der Nebenmann nur kurz zuckt, dann opfert man dabei im günstigsten Fall nur einen Außenspiegel, im ungünstigeren Fall mit Blechkontakt. Was hier aber erstaunlich gelassen zur Kenntnis genommen wird, meist mit mehrfachem Hupen, wildem gestikulieren und immer mit ein paar georgischen Flüchen. Und dann isses wieder gut. Apropos Hupen… Gestern kam mir ein Opel Corsa ohne Frontschürze entgegen, der gleich 4 Hupen, davon 2 mit Kompressor, vor dem Kühler montiert hatte. Denn in Georgien wird immer gehupt und wer laut hupt, kommt schneller weiter. Meistens…

Gestern war ich dann auch noch im Botanischen Garten unterwegs, dem größten im Kaukasus, der zudem landschaftlich sehr schön in den Hängen angelegt ist. Man muss schon etwas leidensfähig sein, um die knapp 220 Meter Höhenunterschied zu absolvieren, kann aber auch mit der Seilbahn zur 50 Meter hohen Statue Kartlis Deda, der Mutter Georgiens fahren und von dort immer bergab laufen. Ich bin bis zur Weißen Brücke kurz unter der Statue gelaufen und hab dort umgedreht, weil ich danach noch ins Bäderviertel wollte. Der Botanische Garten an sich hat mich jetzt nicht so angefixt aber man hat immerhin einen schönen Blick über die Stadt. Eintritt übrigens 4 Lari, etwa 1,30 Euro.

Botanischer Garten

Weil dieser Beitrag ja jetzt schon Romanlänge erreicht hat, mache ich an dieser Stelle mal Schluss. Schließlich will ich noch etwas im Städtchen umsehen. Mehr Fotos zum Bericht gibt es diesmal auf meinem Instagram-Account.

Unfall in Tbilisi/Tiflis

Unfall in Tbilisi/Tiflis

Eigentlich war das heute einer eher entspannte Etappe, wenn man mal davon absieht, dass es auf der Strecke von Kutaissi in den Bergen nur 3° C warm war. Da haben wir dann im Nebel und Nieselregen doch kalte Finger bekommen. Aber weiter unten, so ab Gori, der Geburtsstadt von Stalin, kam die Sonne wieder raus und in Richtung Tbilisi/Tiflis wurde es immer wärmer.

In Tbilisi erwarte und dann erstmal ein Mörderverkehr und wie schon mehrmals berichtet, bist du da auf einem Zweirad in Georgien fast vogelfrei. Und es ist genau das passiert, wovor ich auf der Tour den meisten Schiss hatte: Das einer von uns einen Unfall hat. A. hat es leider heute in Tbilisi erwischt, sie wurde knapp 3 km vor dem Hotel von einem noch recht jungen Typen, der meinte sich unbedingt noch zwischen uns quetschen zu müssen, einfach buchstäblich rücksichtslos abgeräumt.

Es gab erstmal diverse Diskussionen zwischen einigen Georgiern, während ich mich um A. gekümmert hab. Ich hab es ja nur im Spiegel mitbekommen, aber sie ist in einem ziemlich blöden Winkel gefallen und hat sich auf jeden Fall dabei verletzt. Sie konnte ihre Schulter nicht richtig bewegen und die linke Rippenseite hat auf jeden Fall auch etwas abbekommen. Wir kennen uns ja schon länger, ich hab sie noch nie weinen sehen, aber heute. Jetzt sind wir schon so viel Kilometer zusammen unterwegs und dann das.

Irgendjemand hat dann in dem Towubahohu auch die Polizei gerufen, die knapp 20 Minuten später bei uns stand. Der Typ der A. zu Sturz gebracht hatte wollte sich wohl zwischenzeitlich davon machen, wurde aber von anderen festgehalten. Die Polizei hat ihn dann zuerst mal mit Bewachung in den Streifenwagen gesetzt, während sein Kollege bei A. und mir war. Der sprach Gott sei Dank soviel Englisch, dass ich ihm zumindest den Unfallhergang erklären konnte und ihn gebeten hab, einen Krankenwagen für A. zu bestellen.

Etwas später hat mir dann ein freundlicher Mann geholfen, die Himalayan von A. mal auf die andere Straßenseite vor einen Laden zu schieben und dort zu parken. Die Frau aus dem Laden zeigte mir direkt per Zeichensprache an, dass sie einen Blick darauf wirft. Ich bin dann wieder hinüber gegangen und 10 Minuten später kam auch der Krankenwagen. Vor der Polizei bekam A. noch einen Zettel (Ich vermute Unfallanzeige oder so etwas, muss ich morgen mal übersetzen lassen) und ich hab mit ihr vereinbart, dass sie anruft wo sie hingebracht wird und ich mich um ihre Maschine und vor allem ihr Gepäck kümmere.

Als der Krankenwagen weg war, hab ich mich dann erstmal mit Hilfe eines Polizisten durch das Autogewirr gequetscht und meine BMW neben dem Moped von A. geparkt. Dort saß die Frau aus dem Laden mittlerweile auf einem Stuhl neben der Himalayan, eigentlich hätte ich lachen können, doch danach war mir überhaupt nicht. Erstmal mussten A.’s Sachen in Sicherheit, aber wie? Ich hab mich dann mit Händen und Füßen und der Übersetzungs-App mit der Frau verständigt, dass ich meine BMW erstmal bei ihr stehen lasse und zuerst mit der Himalayan ins Hotel fahre.

Hab ich dann auch gemacht. Eingecheckt, kurz dem Portier erklärt was passiert ist und gefragt, ob er mir ein Taxi bestellen kann. Konnte er, das kam auch schon relativ schnell und dann bin ich wieder zurück gefahren. Den genauen Standort hatte ich mir in Google Maps markiert. Eine dreiviertel Stunde später sind wir dann im Verkehrschaos doch noch angekommen, obwohl ich schon meine Zweifel hatte. Bei der netten Ladenbesitzerin hab ich mich nochmal herzlich bedankt und wollte ihr auch noch etwas Geld geben. Das hat sie aber ziemlich entrüstet abgelehnt.

Eine weitere dreiviertel Stunde später war ich auch mit der BMW wieder im Hotel, hab abgeladen, Zimmer bezogen und versucht, A. zu erreichen. Keine Chance… Und da fingen die Gedanken an zu tanzen, denn Tbilisi hat einige Krankenhäuser, aber wo hatte man A. hingebracht?? Erstmal im Internet recherchiert aber bei 16 Krankenhäusern in der unmittelbaren Umgebung würde das ewig dauern, bis ich A. finden würde. Eigentlich hab ich ein recht gutes Nervenkostüm, da begannen sie aber etwas zu flattern.

Gegen 15 Uhr Ortszeit (17 Uhr bei euch) hat A. mich dann erlöst. Erstmal bekam ich die Hiobsbotschaft, dass wahrscheinlich etwas gebrochen wäre, sie wäre schon geröntgt worden, müsste aber noch auf den Arzt warten. Der, dem Zufall sei Dank, ausgezeichnet Deutsch spricht, weil er in Dresden Medizin studiert hat. A. hörte sich ziemlich niedergeschlagen an, obwohl ich sie eigentlich als ziemlich toughe Frau kenne. Ich hab ihr dann gesagt, sie soll mir per WhatsApp die Adresse schicken, damit ich zu ihr kommen kann.

Eine halbe Stunde später hab ich mich dann auf den Weg gemacht, nachdem ich vorher noch ihre Versicherungsunterlagen und ein paar Klamotten von ihr rausgekramt habe. Die Klinik ist nicht so weit entfernt vom Hotel, das ist schon mal gut. Noch besser wäre es allerdings, wenn man sie nicht in Anspruch nehmen müsste. Sorry, meine Gedanken gehen gerade mal wieder etwas spazieren. Im Moment könnte ich echt heulen, obwohl das bei mir nicht so oft passiert.

Jetzt sitze ich hier seit einer Stunde vor der Klinik und warte auf eine Nachricht von A. Sie hat zwar zwischendurch mal geschrieben, hat aber immer noch keine Diagnose. Deshalb überbrücke ich die Zeit gerade mit diesem Text und hoffe das Beste. Vor 10 Minuten hab ich auch den Bernd, den Bruder von A., telefonisch erreicht und ihm gesagt was passiert ist. Er bekommt natürlich sobald ich näheres weiß auch die Info. Im Moment stehen wir also alle etwas auf dem Schlauch und können nur warten und hoffen.

Wenn es Neuigkeiten gibt, werde ich Bescheid geben.

Kutaissi/Georgien

Kutaissi/Georgien

Nach unserem Aufenthalt in Makhinjauri sind wir dann am Donnerstag nach Kutaissi weiter gefahren, mit ein paar eingeplanten Umwegen eine relativ kurze Etappe von knapp 230 Kilometern. Wir haben uns dort bei Ana, die eine kleine Pension führt, eingemietet. Ich bin im Internet darüber gestolpert und mir hat direkt die große Terrasse des älteren Hauses gefallen. Also bei Ana angerufen, gefragt ob wir die Mopeds in der Hof stellen könnten und Buchung klargemacht. 3 Übernachtungen für 33 Lari pro Person, etwa 11 Euro. Verpflegen werden wir uns dort selbst, in Georgien überhaupt kein Problem, hier hast du zumindest in den Städten an jeder Ecke Geschäfte, Märkte und auch reichlich kleine Buden, wo man sich mit warmem Essen versorgen kann.

Schon gegen 14 Uhr sind wir in Kutaissi eingetroffen und haben erstmal an einer der zahlreichen Buden Halt gemacht und eine kleine Mittagspause eingeschoben. Ein paar Würstchen, gemischter Salat, reichlich Brot, Wasser und Cola, für 2 Personen 12 Lari, etwa 4 Euro. Um 15 Uhr habe ich dann nochmal bei Ana angerufen, die mir danach eine genauere Wegbeschreibung geschickt hat. Mit Google Maps wären wir nämlich auf dem Schulhof der Schule Nr. 12 gelandet, die ein Stück hinter der Pension ist. Und diese kleine Zufahrtsstraße ist bei Maps nicht verzeichnet, aber schlussendlich sind wir dank Ana ja perfekt hingelotst worden.

Motorrad

Als wir ankamen, hatte sie uns schon das Hoftor geöffnet und stand winkend in der Einfahrt und wir konnten die beiden Motorräder im Hof direkt unter den Weinreben abstellen. Zur Begrüßung gab es erstmal kalten Früchtetee mit Eiswürfeln, der – zu meinem Erstaunen – überhaupt nicht schlecht schmeckte. Und der war bei 26° C auch genau richtig zur Abkühlung, denn zumindest ich war unter der dicken Motorradjacke schon etwas am dampfen. Nachdem sie uns unsere Zimmer gezeigt hatte – A. im Erdgeschoss mit Gemeinschaftsterrasse, meins im Obergeschoss mit Balkon, vernahmen wir plötzlich deutsche Töne. Auf der Terrasse hatten es sich nämlich Rainer und Burkhard, beide aus Berlin, haben sich aber hier erst kennengelernt, gemütlich gemacht. Und luden uns gleich mal zum Bierchen ein…

Motorrad

Nachdem uns Ana noch einen Kaffee danach serviert hatte, haben wir dann unsere nötigsten Klamotten ausgepackt, die Zimmer bezogen, geduscht und uns danach wieder zu den beiden Berlinern gesetzt. Nach einem zweiten Bierchen sind wir dann erstmal zur Hauptstraße gegangen und haben ein paar Lebensmittel und Getränke eingekauft. Da Bierchen immer geht, habe ich gleich ein paar Dosen mehr geordert, besser als zu vertrocknen. Nachdem wir zurück waren alles im Kühlschrank der geräumigen Gemeinschaftsküche eingeräumt und uns dann weiter mit Rainer und Burkhard unterhalten.

Burkhard ist Ende 30 und gehört zu den Digital Nomads, die von unterwegs arbeiten. Er übersetzt für eine große deutsche Software-Firma die Computerspiele entwickelt, diese Spiele auf russisch, polnisch und türkisch. Rainer (72), seit 15 Jahren Rentner wegen eines Schlaganfalls, reist seit 10 Jahren immer mal wieder mit dem Rucksack und einer kleinen Reisetasche für 2-3 Monate in der Weltgeschichte herum. Weil er wegen seiner Krankheitsgeschichte immer zwischendurch zu einem Arzt muss, macht er dann wieder für ein paar Wochen einen Zwischenstopp in Berlin. Und wie er uns abends noch erzählte, hat er mittlerweile 89 Länder bereist, das musst du auch erstmal schaffen.

Dazu gab er uns am Abend eine ganze Menge Anekdoten und Erlebnisse zum Besten und wir haben viel gelacht. Und das alles mit dieser berühmten Berliner Kodderschnauze, herrlich! Burkhard ist am nächsten Morgen mit der Bahn weiter nach Tiflis (Tbilisi) gefahren und da dass auch unser nächster Zwischenstopp werden soll, haben wir gleich mal die Telefonnummern ausgetauscht, um uns dort nochmal zu treffen. Rainer ist gestern dann früh um 2 Uhr mit dem Taxi zum Flughafen in Kutaissi gefahren, weil er wieder mal nach Berlin zum Arzt muss.

Wir haben dann gestern noch einen „Spaziergang“ durch Kutaissi gemacht, der am Ende auch wieder – dank Frollein A. – zu einem 7-km-Leistungsmarsch ausgeartet ist. Naja, ich hab es überlebt nur wenn das so weitergeht, dann muss ich bald neue Sohlen unter den Schuhen haben. In der Stadt hat uns übrigens noch ein Georgier angesprochen, der zufällig mit dem Auto an der Straße stand und hörte, dass wir uns auf Deutsch unterhielten. „Woher aus Deutschland kommen sie“ schallte es plötzlich aus dem neben uns stehenden Auto. So haben wir Albert kennengelernt, der in München studiert hat und uns, nachdem wir uns an seinem Auto etwas unterhalten haben, gleich noch auf einen Kaffee eingeladen hat.

Heute saßen wir beim gemeinsamen Frühstück auf der Terrasse mit Yuri aus Russland, Allister aus Schottland und Eva aus Potsdam zusammen, die alle am späten Abend noch angekommen sind. Yuri und Allister reisen noch etwas durch Georgien. Sehr interessant übrigens, mal so die einzelnen Reisegeschichten auszutauschen!

Wir sind nach dem Frühstück mal hoch in die Berge gefahren. Erstes Ziel war das alte Kloster Gelati, dass wegen seiner alten Fresken und Mosaike zu den bedeutendsten Bauwerken georgischer Geschichte gehört zählt auch zum Weltkulturerbe der UNESCO. Weil das Kloster stark vom Verfall bedroht ist, wird es im Moment umfassend saniert und ist von Baugerüsten umgeben. Leider sind auch innen umfangreiche Stützpfosten und Gerüste aufgebaut, so dass man nur einige der Fresken erkennen konnte.

Vom Kloster sind wir dann über eine bis auf ein paar Wellen erstaunlich gute Straße bis nach Tkibuli gefahren und haben leider von dort aus schon erkannt, dass es etwas schwierig würde, unseren Zielort – den Shaori-Stausee auf 1200 Meter Höhe – trocken zu erreichen. Die Passstraße des Nakerala-Passes, wunderschön kurvenreich, lag im dichten Nebel und die Straße vor uns war schon nass. Doch wo Frollein A. hin möchte, da muss ich auch hin. Also Arschbacken zusammen gekniffen und nach einer kleinen Wette, wer zuerst oben ankommen würde, die Kurven trotz Nässe unter die Räder genommen. Das mag ich ja an A. sie jammert nicht, sondern macht!

Ich muss zwar zugeben, dass wir unterwegs doch ein paar brenzlige Situationen überstehen mussten, weil uns zweimal ein Auto in einer Kehre auf unserer Spur entgegen kam, wir einmal plötzlich 5 Kühe auf der Fahrbahn stehen hatten und hurtig mitten durch geflogen sind und ein Wildschwein hat mich nur um Schamhaaresbreite verfehlt, was mir dann doch etwas den Schweiß in die Motorradstiefel getrieben hat. Auf den knapp 12 Kilometern begann es dann noch gut der halben Strecke mächtig an zu regnen und nachdem der Nebel auch immer dichter wurde, bin ich dann nach einer erneuten Kehre mal zügig an Frollein A. vorbei und hab sie etwas abgebremst, bevor sich noch jemand von uns in den Wald gewickelt hätte.

landkarte

Die Wette hab ich dann freiwillig verloren, weil Frollein A. mit ihrem royalen Kleinkraftrad wirklich geglaubt hat, sie könnte mich verblasen! Aber der Kavalier lächelt sich einen und bezahlt heute Abend das Essen. Aber das nur nebenbei… Oben am See war leider, wie schon vermutet, von dem vielgepriesenen Panoramablick nichts, aber auch absolut überhaupt nichts, zu sehen. Selbst unsere Mopeds in etwa 50 Meter Entfernung haben wir im Nebel und Regen bei 12° C kaum noch erkannt. Schade aber nicht zu ändern, wenigstens das Kurvenräubern hat aber uns beiden richtig Laune gemacht.

Für den Rückweg haben wir uns vorsichtshalber mal die Regenklamotten übergezogen, diese aber nach der Passstrasse, auf der wie er dann etwas ruhiger angehen ließen, wieder ausgezogen haben. Denn unten in Tkibuli schien wieder die Sonne und es wurde auch wieder deutlich wärmer. Und als wir eben wieder in der Pension in Kutaissi angekommen sind, hab ich mich bei 25° C gleich wieder ins kurze Höschen gezwängt. Frollein A. übrigens auch, also nicht in meine, sie hat eine eigene Hose.

Morgen werden wir dann für ein paar Tage in Tiflis (Tbilisi) bleiben, weil ich unter anderem mit meiner BMW mal in die Werkstatt muss, weil mein ABS mal wieder rumzickt. Ich hab gestern noch mit den Jungs telefoniert und kann auch ohne Termin kurzfristig vorbeikommen. Kundenservice in Georgien! Das soll es mal wieder in aller Kürze gewesen sein. Und während ich diese letzten Zeilen schreibe, ist mein Lieblingsclub wieder in die 1. Bundesliga aufgestiegen. Das ist doch gleich auf jeden Fall ein Grund für ein Bierchen. Oder zwei…

Im Anhang wieder eine kleine Fotogalerie. Wer noch mehr sehen möchte, kann gerne meinem Instagram-Account folgen oder vielleicht seid ihr auch bei Facebook aktiv, dort findet ihr mich hier.

Unter Unsere Reiseroute könnt ihr die wichtigsten Stationen unserer Tour mitverfolgen. Einfach in die Grafik und auf die Marker klicken, dann erscheinen zusätzliche Infos. Und nach Bedarf die Karte mit gedrückter Maustaste verschieben.

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