Kutaissi/Georgien

Kutaissi/Georgien

Nach unserem Aufenthalt in Makhinjauri sind wir dann am Donnerstag nach Kutaissi weiter gefahren, mit ein paar eingeplanten Umwegen eine relativ kurze Etappe von knapp 230 Kilometern. Wir haben uns dort bei Ana, die eine kleine Pension führt, eingemietet. Ich bin im Internet darüber gestolpert und mir hat direkt die große Terrasse des älteren Hauses gefallen. Also bei Ana angerufen, gefragt ob wir die Mopeds in der Hof stellen könnten und Buchung klargemacht. 3 Übernachtungen für 33 Lari pro Person, etwa 11 Euro. Verpflegen werden wir uns dort selbst, in Georgien überhaupt kein Problem, hier hast du zumindest in den Städten an jeder Ecke Geschäfte, Märkte und auch reichlich kleine Buden, wo man sich mit warmem Essen versorgen kann.

Schon gegen 14 Uhr sind wir in Kutaissi eingetroffen und haben erstmal an einer der zahlreichen Buden Halt gemacht und eine kleine Mittagspause eingeschoben. Ein paar Würstchen, gemischter Salat, reichlich Brot, Wasser und Cola, für 2 Personen 12 Lari, etwa 4 Euro. Um 15 Uhr habe ich dann nochmal bei Ana angerufen, die mir danach eine genauere Wegbeschreibung geschickt hat. Mit Google Maps wären wir nämlich auf dem Schulhof der Schule Nr. 12 gelandet, die ein Stück hinter der Pension ist. Und diese kleine Zufahrtsstraße ist bei Maps nicht verzeichnet, aber schlussendlich sind wir dank Ana ja perfekt hingelotst worden.

Motorrad

Als wir ankamen, hatte sie uns schon das Hoftor geöffnet und stand winkend in der Einfahrt und wir konnten die beiden Motorräder im Hof direkt unter den Weinreben abstellen. Zur Begrüßung gab es erstmal kalten Früchtetee mit Eiswürfeln, der – zu meinem Erstaunen – überhaupt nicht schlecht schmeckte. Und der war bei 26° C auch genau richtig zur Abkühlung, denn zumindest ich war unter der dicken Motorradjacke schon etwas am dampfen. Nachdem sie uns unsere Zimmer gezeigt hatte – A. im Erdgeschoss mit Gemeinschaftsterrasse, meins im Obergeschoss mit Balkon, vernahmen wir plötzlich deutsche Töne. Auf der Terrasse hatten es sich nämlich Rainer und Burkhard, beide aus Berlin, haben sich aber hier erst kennengelernt, gemütlich gemacht. Und luden uns gleich mal zum Bierchen ein…

Motorrad

Nachdem uns Ana noch einen Kaffee danach serviert hatte, haben wir dann unsere nötigsten Klamotten ausgepackt, die Zimmer bezogen, geduscht und uns danach wieder zu den beiden Berlinern gesetzt. Nach einem zweiten Bierchen sind wir dann erstmal zur Hauptstraße gegangen und haben ein paar Lebensmittel und Getränke eingekauft. Da Bierchen immer geht, habe ich gleich ein paar Dosen mehr geordert, besser als zu vertrocknen. Nachdem wir zurück waren alles im Kühlschrank der geräumigen Gemeinschaftsküche eingeräumt und uns dann weiter mit Rainer und Burkhard unterhalten.

Burkhard ist Ende 30 und gehört zu den Digital Nomads, die von unterwegs arbeiten. Er übersetzt für eine große deutsche Software-Firma die Computerspiele entwickelt, diese Spiele auf russisch, polnisch und türkisch. Rainer (72), seit 15 Jahren Rentner wegen eines Schlaganfalls, reist seit 10 Jahren immer mal wieder mit dem Rucksack und einer kleinen Reisetasche für 2-3 Monate in der Weltgeschichte herum. Weil er wegen seiner Krankheitsgeschichte immer zwischendurch zu einem Arzt muss, macht er dann wieder für ein paar Wochen einen Zwischenstopp in Berlin. Und wie er uns abends noch erzählte, hat er mittlerweile 89 Länder bereist, das musst du auch erstmal schaffen.

Dazu gab er uns am Abend eine ganze Menge Anekdoten und Erlebnisse zum Besten und wir haben viel gelacht. Und das alles mit dieser berühmten Berliner Kodderschnauze, herrlich! Burkhard ist am nächsten Morgen mit der Bahn weiter nach Tiflis (Tbilisi) gefahren und da dass auch unser nächster Zwischenstopp werden soll, haben wir gleich mal die Telefonnummern ausgetauscht, um uns dort nochmal zu treffen. Rainer ist gestern dann früh um 2 Uhr mit dem Taxi zum Flughafen in Kutaissi gefahren, weil er wieder mal nach Berlin zum Arzt muss.

Wir haben dann gestern noch einen „Spaziergang“ durch Kutaissi gemacht, der am Ende auch wieder – dank Frollein A. – zu einem 7-km-Leistungsmarsch ausgeartet ist. Naja, ich hab es überlebt nur wenn das so weitergeht, dann muss ich bald neue Sohlen unter den Schuhen haben. In der Stadt hat uns übrigens noch ein Georgier angesprochen, der zufällig mit dem Auto an der Straße stand und hörte, dass wir uns auf Deutsch unterhielten. „Woher aus Deutschland kommen sie“ schallte es plötzlich aus dem neben uns stehenden Auto. So haben wir Albert kennengelernt, der in München studiert hat und uns, nachdem wir uns an seinem Auto etwas unterhalten haben, gleich noch auf einen Kaffee eingeladen hat.

Heute saßen wir beim gemeinsamen Frühstück auf der Terrasse mit Yuri aus Russland, Allister aus Schottland und Eva aus Potsdam zusammen, die alle am späten Abend noch angekommen sind. Yuri und Allister reisen noch etwas durch Georgien. Sehr interessant übrigens, mal so die einzelnen Reisegeschichten auszutauschen!

Wir sind nach dem Frühstück mal hoch in die Berge gefahren. Erstes Ziel war das alte Kloster Gelati, dass wegen seiner alten Fresken und Mosaike zu den bedeutendsten Bauwerken georgischer Geschichte gehört zählt auch zum Weltkulturerbe der UNESCO. Weil das Kloster stark vom Verfall bedroht ist, wird es im Moment umfassend saniert und ist von Baugerüsten umgeben. Leider sind auch innen umfangreiche Stützpfosten und Gerüste aufgebaut, so dass man nur einige der Fresken erkennen konnte.

Vom Kloster sind wir dann über eine bis auf ein paar Wellen erstaunlich gute Straße bis nach Tkibuli gefahren und haben leider von dort aus schon erkannt, dass es etwas schwierig würde, unseren Zielort – den Shaori-Stausee auf 1200 Meter Höhe – trocken zu erreichen. Die Passstraße des Nakerala-Passes, wunderschön kurvenreich, lag im dichten Nebel und die Straße vor uns war schon nass. Doch wo Frollein A. hin möchte, da muss ich auch hin. Also Arschbacken zusammen gekniffen und nach einer kleinen Wette, wer zuerst oben ankommen würde, die Kurven trotz Nässe unter die Räder genommen. Das mag ich ja an A. sie jammert nicht, sondern macht!

Ich muss zwar zugeben, dass wir unterwegs doch ein paar brenzlige Situationen überstehen mussten, weil uns zweimal ein Auto in einer Kehre auf unserer Spur entgegen kam, wir einmal plötzlich 5 Kühe auf der Fahrbahn stehen hatten und hurtig mitten durch geflogen sind und ein Wildschwein hat mich nur um Schamhaaresbreite verfehlt, was mir dann doch etwas den Schweiß in die Motorradstiefel getrieben hat. Auf den knapp 12 Kilometern begann es dann noch gut der halben Strecke mächtig an zu regnen und nachdem der Nebel auch immer dichter wurde, bin ich dann nach einer erneuten Kehre mal zügig an Frollein A. vorbei und hab sie etwas abgebremst, bevor sich noch jemand von uns in den Wald gewickelt hätte.

landkarte

Die Wette hab ich dann freiwillig verloren, weil Frollein A. mit ihrem royalen Kleinkraftrad wirklich geglaubt hat, sie könnte mich verblasen! Aber der Kavalier lächelt sich einen und bezahlt heute Abend das Essen. Aber das nur nebenbei… Oben am See war leider, wie schon vermutet, von dem vielgepriesenen Panoramablick nichts, aber auch absolut überhaupt nichts, zu sehen. Selbst unsere Mopeds in etwa 50 Meter Entfernung haben wir im Nebel und Regen bei 12° C kaum noch erkannt. Schade aber nicht zu ändern, wenigstens das Kurvenräubern hat aber uns beiden richtig Laune gemacht.

Für den Rückweg haben wir uns vorsichtshalber mal die Regenklamotten übergezogen, diese aber nach der Passstrasse, auf der wie er dann etwas ruhiger angehen ließen, wieder ausgezogen haben. Denn unten in Tkibuli schien wieder die Sonne und es wurde auch wieder deutlich wärmer. Und als wir eben wieder in der Pension in Kutaissi angekommen sind, hab ich mich bei 25° C gleich wieder ins kurze Höschen gezwängt. Frollein A. übrigens auch, also nicht in meine, sie hat eine eigene Hose.

Morgen werden wir dann für ein paar Tage in Tiflis (Tbilisi) bleiben, weil ich unter anderem mit meiner BMW mal in die Werkstatt muss, weil mein ABS mal wieder rumzickt. Ich hab gestern noch mit den Jungs telefoniert und kann auch ohne Termin kurzfristig vorbeikommen. Kundenservice in Georgien! Das soll es mal wieder in aller Kürze gewesen sein. Und während ich diese letzten Zeilen schreibe, ist mein Lieblingsclub wieder in die 1. Bundesliga aufgestiegen. Das ist doch gleich auf jeden Fall ein Grund für ein Bierchen. Oder zwei…

Im Anhang wieder eine kleine Fotogalerie. Wer noch mehr sehen möchte, kann gerne meinem Instagram-Account folgen oder vielleicht seid ihr auch bei Facebook aktiv, dort findet ihr mich hier.

Unter Unsere Reiseroute könnt ihr die wichtigsten Stationen unserer Tour mitverfolgen. Einfach in die Grafik und auf die Marker klicken, dann erscheinen zusätzliche Infos. Und nach Bedarf die Karte mit gedrückter Maustaste verschieben.

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2 Gedanken zu „Kutaissi/Georgien

    1. @TRex @Hans Muss wahrscheinlich nur die Störmeldung per Elektronik quittiert werden. Sogenannter Standschaden bei BMW, kommt vor wenn das ABS nicht regelmäßig betätigt wird. Ansonsten wird eben ohne ABS gebremst, muss ich bei meinen anderen Schätzchen auch. 😉

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