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Tag: roadtomongolia2025

Unfall in Tbilisi/Tiflis

Unfall in Tbilisi/Tiflis

Eigentlich war das heute einer eher entspannte Etappe, wenn man mal davon absieht, dass es auf der Strecke von Kutaissi in den Bergen nur 3° C warm war. Da haben wir dann im Nebel und Nieselregen doch kalte Finger bekommen. Aber weiter unten, so ab Gori, der Geburtsstadt von Stalin, kam die Sonne wieder raus und in Richtung Tbilisi/Tiflis wurde es immer wärmer.

In Tbilisi erwarte und dann erstmal ein Mörderverkehr und wie schon mehrmals berichtet, bist du da auf einem Zweirad in Georgien fast vogelfrei. Und es ist genau das passiert, wovor ich auf der Tour den meisten Schiss hatte: Das einer von uns einen Unfall hat. A. hat es leider heute in Tbilisi erwischt, sie wurde knapp 3 km vor dem Hotel von einem noch recht jungen Typen, der meinte sich unbedingt noch zwischen uns quetschen zu müssen, einfach buchstäblich rücksichtslos abgeräumt.

Es gab erstmal diverse Diskussionen zwischen einigen Georgiern, während ich mich um A. gekümmert hab. Ich hab es ja nur im Spiegel mitbekommen, aber sie ist in einem ziemlich blöden Winkel gefallen und hat sich auf jeden Fall dabei verletzt. Sie konnte ihre Schulter nicht richtig bewegen und die linke Rippenseite hat auf jeden Fall auch etwas abbekommen. Wir kennen uns ja schon länger, ich hab sie noch nie weinen sehen, aber heute. Jetzt sind wir schon so viel Kilometer zusammen unterwegs und dann das.

Irgendjemand hat dann in dem Towubahohu auch die Polizei gerufen, die knapp 20 Minuten später bei uns stand. Der Typ der A. zu Sturz gebracht hatte wollte sich wohl zwischenzeitlich davon machen, wurde aber von anderen festgehalten. Die Polizei hat ihn dann zuerst mal mit Bewachung in den Streifenwagen gesetzt, während sein Kollege bei A. und mir war. Der sprach Gott sei Dank soviel Englisch, dass ich ihm zumindest den Unfallhergang erklären konnte und ihn gebeten hab, einen Krankenwagen für A. zu bestellen.

Etwas später hat mir dann ein freundlicher Mann geholfen, die Himalayan von A. mal auf die andere Straßenseite vor einen Laden zu schieben und dort zu parken. Die Frau aus dem Laden zeigte mir direkt per Zeichensprache an, dass sie einen Blick darauf wirft. Ich bin dann wieder hinüber gegangen und 10 Minuten später kam auch der Krankenwagen. Vor der Polizei bekam A. noch einen Zettel (Ich vermute Unfallanzeige oder so etwas, muss ich morgen mal übersetzen lassen) und ich hab mit ihr vereinbart, dass sie anruft wo sie hingebracht wird und ich mich um ihre Maschine und vor allem ihr Gepäck kümmere.

Als der Krankenwagen weg war, hab ich mich dann erstmal mit Hilfe eines Polizisten durch das Autogewirr gequetscht und meine BMW neben dem Moped von A. geparkt. Dort saß die Frau aus dem Laden mittlerweile auf einem Stuhl neben der Himalayan, eigentlich hätte ich lachen können, doch danach war mir überhaupt nicht. Erstmal mussten A.’s Sachen in Sicherheit, aber wie? Ich hab mich dann mit Händen und Füßen und der Übersetzungs-App mit der Frau verständigt, dass ich meine BMW erstmal bei ihr stehen lasse und zuerst mit der Himalayan ins Hotel fahre.

Hab ich dann auch gemacht. Eingecheckt, kurz dem Portier erklärt was passiert ist und gefragt, ob er mir ein Taxi bestellen kann. Konnte er, das kam auch schon relativ schnell und dann bin ich wieder zurück gefahren. Den genauen Standort hatte ich mir in Google Maps markiert. Eine dreiviertel Stunde später sind wir dann im Verkehrschaos doch noch angekommen, obwohl ich schon meine Zweifel hatte. Bei der netten Ladenbesitzerin hab ich mich nochmal herzlich bedankt und wollte ihr auch noch etwas Geld geben. Das hat sie aber ziemlich entrüstet abgelehnt.

Eine weitere dreiviertel Stunde später war ich auch mit der BMW wieder im Hotel, hab abgeladen, Zimmer bezogen und versucht, A. zu erreichen. Keine Chance… Und da fingen die Gedanken an zu tanzen, denn Tbilisi hat einige Krankenhäuser, aber wo hatte man A. hingebracht?? Erstmal im Internet recherchiert aber bei 16 Krankenhäusern in der unmittelbaren Umgebung würde das ewig dauern, bis ich A. finden würde. Eigentlich hab ich ein recht gutes Nervenkostüm, da begannen sie aber etwas zu flattern.

Gegen 15 Uhr Ortszeit (17 Uhr bei euch) hat A. mich dann erlöst. Erstmal bekam ich die Hiobsbotschaft, dass wahrscheinlich etwas gebrochen wäre, sie wäre schon geröntgt worden, müsste aber noch auf den Arzt warten. Der, dem Zufall sei Dank, ausgezeichnet Deutsch spricht, weil er in Dresden Medizin studiert hat. A. hörte sich ziemlich niedergeschlagen an, obwohl ich sie eigentlich als ziemlich toughe Frau kenne. Ich hab ihr dann gesagt, sie soll mir per WhatsApp die Adresse schicken, damit ich zu ihr kommen kann.

Eine halbe Stunde später hab ich mich dann auf den Weg gemacht, nachdem ich vorher noch ihre Versicherungsunterlagen und ein paar Klamotten von ihr rausgekramt habe. Die Klinik ist nicht so weit entfernt vom Hotel, das ist schon mal gut. Noch besser wäre es allerdings, wenn man sie nicht in Anspruch nehmen müsste. Sorry, meine Gedanken gehen gerade mal wieder etwas spazieren. Im Moment könnte ich echt heulen, obwohl das bei mir nicht so oft passiert.

Jetzt sitze ich hier seit einer Stunde vor der Klinik und warte auf eine Nachricht von A. Sie hat zwar zwischendurch mal geschrieben, hat aber immer noch keine Diagnose. Deshalb überbrücke ich die Zeit gerade mit diesem Text und hoffe das Beste. Vor 10 Minuten hab ich auch den Bernd, den Bruder von A., telefonisch erreicht und ihm gesagt was passiert ist. Er bekommt natürlich sobald ich näheres weiß auch die Info. Im Moment stehen wir also alle etwas auf dem Schlauch und können nur warten und hoffen.

Wenn es Neuigkeiten gibt, werde ich Bescheid geben.

Ein neues Land: Georgien

Ein neues Land: Georgien

Eigentlich war heute auf der Fahrt von Trabzon nach Makhinjauri, etwa 5 km östlich von Batumi am Schwarzen Meer gelegen, leichter Regen angesagt. Naja, leicht ist Definitionssache… ES HAT GESCHÜTTET WIE AUS KÜBELN! Das Gute: Die Klamotten sind trocken geblieben. Das Schlechte: Unsere Helme sind von innen nass. Denn die meiste Zeit mussten wir mit offenem Visier fahren, um überhaupt etwas erkennen zu können. Denn zu dem vielen Wasser kam auch noch Nebel, der vom links neben der Küstenstraße liegenden Schwarzen Meer schön die Straße unsichtbar machte. Geschätzte Sichtweite teilweise höchstens 20 Meter, was aber die zahlreichen dort munter – und oft auch ohne Licht – durch die Pampa heizenden LKW dazu ermunterte, oft nur möglichst knapp an uns vorbei zu knöteln und uns wieder eine Ladung Wasser mehr zu verpassen.

Apropos LKW, die sind in der Türkei mit Vorsicht zu genießen! Gestern hatte ich auch so ein Kerlchen hinter mir, A. fuhr vor, ich dahinter, beide so mit 100 km/h. Und hinter mir so ein fahrender Sarg und blinkt wie wild, mit einem knappen Meter Abstand zu mir. Ich hätte ihn berühren können… Dazu muss man bemerken, dass wir alle etwas zu schnell waren, denn eigentlich waren dort nur 70km/h erlaubt. Kümmert aber in der Türkei kaum einen, jedenfalls solange nichts passiert. Und wie sagte schon der Ingo bei Facebook: „Immer so fahren wie die Einheimischen!“

Heute Mittag dann angekommen an der georgischen Grenze und uns erstmal an 15-20 km LKW vorbei geschlängelt. Und um Schlaglöcher, die eher die Bezeichnung Meteoritenkrater verdient hätten. Die türkischen Grenzer waren sehr nett, mit einem habe ich mich noch etwas länger auf Englisch unterhalten, bis sie uns durchgewinkt haben. Tja, und dann kam ein schon ziemlich muffelig wirkender Grenzer aus Georgien auf uns zu spaziert. Ich sage noch zu A.: „Der lässt uns ausräumen.“ Gesagt, getan. Er zeigte nur mit dem Zeigefinger auf unsere Koffer und Tankrucksäcke und dann hieß es ausräumen. Gott sei Dank war es dort überdacht, sonst wären wahrscheinlich unsere Koffer überschwemmt worden. Bis er dann buchstäblich alles mal durchwühlt, aber nichts entscheidendes gefunden hatte, wir wieder eingeräumt und die Passkontrolle passiert hatten, waren dann knapp 2 Stunden vergangen. Ging eigentlich noch, die Lkw-Fahrer verbringen sicher Tage da…

Grenze Türkei Georgien

Angekommen in Georgien sprangen uns erstmal 4 oder 5 Mann entgegen und fragten: „Insurance?“ Die vorgeschriebene georgische Kfz-Versicherung hatte ich allerdings gestern Abend noch in Trabzon in der Türkei online abgeschlossen. Was mir sogar ein Sonderlob von Frollein A. einbrachte, hört, hört! Wir brauchten nur erstmal etwas Bargeld und eine georgische SIM-Karte für unsere Handys. An der allerletzten Verkaufsbude war der Trubel recht übersehbar, also angehalten, abgestiegen und erstmal auf das Erlebnis an der Grenze eine gequarzt. Und dabei Mikhail kennengelernt, ein georgischer Kleinlasterfahrer, der immer zwischen Georgien und England pendelt und monatlich so zwischen 15-18.000 km abreißt. Er sprach uns auf Englisch an wo wir hinfahren würden uns gab uns dann erstmal einen Kaffee aus. Nachdem er uns noch beim Geldwechsel und mit den SIM-Karten half und übersetzte, weil die gute Fee an der Bude nur georgisch und russisch sprach, haben wir uns danach natürlich mit Kaffee und Zigarette revanchiert. Er will jetzt 10 Tage daheim in Tiflis bleiben und gab uns noch seine Adresse, um ihn evtl. noch bei seiner Familie zu besuchen. Wenn es zeitlich hinhaut, werden wir das auch machen.

Nachdem wir uns verabschiedet hatten, lagen eigentlich nur noch gut 25 km vor uns. Allerdings müssen wir uns an den georgischen Verkehr erst noch gewöhnen! Dachten wir vorher noch, dass die Türken relativ schmerzfrei mit Verkehrsregeln umgehen, dann lächelt der gemeine Georgier nur und denkt sich: „Türken? Alles Amateure!“ Junge, hier herrscht ja Kriegsrecht auf der Straße! Und als Zweiradfahrer lebst du hier besonders gefährlich, ich hatte teilweise das Gefühl, die hätten es echt auf uns abgesehen. Da wird sich munter dazwischen gequetscht, gerne auch mal mit Feindberührung, wie meine Koffer zweimal testen durften. 100 Meter vor dir auf der Gegenseite schert einer aus um zu überholen und quetscht dich dabei auf den Standstreifen, auf 8 km dreimal passiert. Licht? Wozu, ist doch nur neblig und am regnen. Blinker? Hab ich so etwas auch? Lasst uns lieber überhaupt nicht über die Verkehrssicherheit mancher Vehikel nachdenken, alleine das was wir auf den paar Kilometern gesehen haben, da kann dir schon Angst und Bange werden. Ein Schweizer würde jetzt sagen: „Sehr speziell!“

Landkarte
Zimmer

Doch kommen wir wieder zu etwas positivem. Wir sind bei unserer Gastfamilie in Makhinjauri, einem im Sommer recht umtriebigen Badeörtchen im Dunstkreis der Zockerstadt Batumi angekommen. Georghe und Lari leben hier mit ihren beiden Kindern und Laris Vater und vermieten ein paar Zimmer. Das Haus liegt wunderschön knappe 150 Meter vom Schwarzen Meer entfernt auf einem Hügel, ganz einfache Zimmer mit Balkon und Bad, nicht mit Mustafapasa in Kappadokien zu vergleichen. Und wäre das Wetter nicht so – sagen wir wie es ist – beschissen, dann könntet ihr auf dem nächsten Foto auch noch ein Schiff erkennen und müsstet es nicht erahnen. Der Opa hat uns gleich mal mit Wein vom eigenen Weinberg empfangen und obwohl ich ja nicht so der Weintrinker- und Kenner bin muss ich sagen: Leckeres Stöffchen! Dachte Frollein A. eben wohl auch, verzichtete nach dem zweiten Glas auf das äußerst schmackhafte von Lari zubereitete Empfangsessen mit georgischen Spezialitäten mit den Worten: “ Ich muss mal eine Stunde schlafen, ich glaube ich bin schon voll.“ Naja, während ich das hier auf dem Handy schreibe, ist sie wieder von den Toten auferstanden und hat auch ihr Fütterchen bekommen. Sie soll ja auch nicht leben wie ein Hund…

Schwarzes Meer
Bad

Heute Abend, wir haben ja euch gegenüber 2 Stunden Vorsprung, hat der Opa schon zur nächsten Weinverkostung getrommelt. Mit Händen und Füßen zur Verständigung, wie so oft vorher. Aber es klappt. Nebenbei bemerkt musste ich mir gerade noch ne App runterladen die georgisch übersetzt, macht deepl nämlich nicht. Ist mir aber auch erst eben aufgefallen. Wenigstens Lari spricht etwas Englisch, so dass zumindest die nötigste Konversation ohne App funktioniert. Mindestens bis Donnerstag, evtl. auch bis Freitag werden wir dann hier bei unserer Gastfamilie bleiben, denn am Freitag wird auch das Wetter wieder entscheidend besser. Ich denke aber, dass wir auch bei Regen hier gut aufgehoben sind. Wieder wie überall ein äußerst freundlicher Empfang, da fühlst du dich trotz Sprachbarriere gleich wohl. Das soll es wieder in aller Kürze gewesen sein. mehr Fotos gibt’s wegen des Wetters der vergangenen Tage keine. Wer fotografiert denn schon bei Regen? Ihr habt Ideen…

Wer Fotos sehen möchte, kann auch gerne meinem Instagram-Account folgen oder vielleicht seid ihr auch bei Facebook aktiv, dort findet ihr mich hier.

Unter Unsere Reiseroute könnt ihr die wichtigsten Stationen unserer Tour mitverfolgen. Einfach in die Grafik und auf die Marker klicken, dann erscheinen zusätzliche Infos. Und nach Bedarf die Karte mit gedrückter Maustaste verschieben.

Istanbul, einfach unbeschreiblich

Istanbul, einfach unbeschreiblich

Heute also unser letzter Tag in Istanbul, bevor die Reise ins Landesinnere weiter geht. Es gäbe Tausend Dinge zu erzählen, denn Istanbul ist eine wirklich faszinierende und riesige Stadt. Will man z.B. in Ost-West-Richtung einmal durch die Stadt fahren, dann muss man 100 km fahren, um vom Anfang bis zum Ende von Istanbul zu gelangen. Und Istanbul ist hügelig, teilweise sehr hügelig. Wir sind gestern z.B. vom Galata-Turm durch die engen Gassen herunter gefahren, da geht es so steil bergab dass es eine Freude ist. Wohl dem, der funktionierende Bremsen hat.

Wenn du entgegen gesetzt zu Fuß dort hochgehst und keine festen Schuhe an hast, dann rutschst du buchstäblich aus den Schlappen. Ich habe vorgestern eine Erkundungstour um das Goldene Horn mit seinen ganzen Sehenswürdigkeiten gemacht und habe neben knapp 17 km Strecke auch gute 1150 Höhenmeter zurückgelegt. Das haben im übrigen auch gestern früh meine Waden gemerkt… Die gute Nachricht: Ich habe es überlebt. Und sogar noch die zusätzlichen 5,5 km, die gestern noch dabei kamen. Aber ab morgen wird erstmal wieder gefahren, sonst werde ich hier noch fitter als Arny Schwarzenegger mit qualmender Zigarre.

Uhr

Kommen wir nochmal zu den Sehenswürdigkeiten. Istanbul hat in seinen diversen Stadtteilen Dutzende davon zu bieten und es würde absolut den Rahmen sprengen, wenn man die hier alle aufzählen würde. Weltbekannte wie die Hagia Sophia und der Topkapi-Palast, deren Besichtigung ich mir aber geschenkt habe. Auch von außen ist die Hagia Sophia im Moment nicht so ein wahnsinnig schöner Anblick, denn sie wird von einem großen Baugerüst nebst Kran eingerahmt, weil dort gerade umfangreiche Arbeiten anstehen, um dieses Prachtstück auch erdbebensicher zu machen.

Hagia Sophia

Auch auf das Innere dieses Weltkulturerbes habe ich verzichtet, als ich die Schlange davor gesehen habe. Ich bin dann spaßeshalber mal nach hinten bis zum Schild „Wartezeit 2 Stunden“ gelaufen und hatte da schon innerlich abgeschlossen. Die gleiche Situation am Topkapi-Palast, stundenlang anstehen zählt jetzt nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Und außerdem begann es dann auch noch zu regnen, da hab ich mich lieber ins trockene verdrückt. Trotzdem entwickelt dieser Bereich einen ganz besonderen Charme, wenn dann mal wieder die Muezzins 5 x am Tag zum Gebet rufen. Da kommt man sich schon vor wie im tiefen Orient.

Warteschlange

Aber es gab ja noch viel mehr zu sehen, wie diese teilweise riesigen Moscheen, die auch von innen absolut imposant sind. Sehr gefreut habe ich mich über ein Treffen mit meinem alten Fußballkumpel Levent, der seit einigen Jahren wieder hier lebt. Mit ihm bin ich durch den großen Basar gegangen und ich habe keine Ahnung, woher ihn die ganzen Leute kannten, die ihn – und auch mich – begrüßten. Und an jeder Station gab es einen Tee und ein Schwätzchen, Levent erzählte den Leuten von unserer Tour und so wurde ich auch noch ausgefragt.

Ich hatte es ja schonmal erwähnt, aber so freundlich wie hier in Istanbul bin ich ganz selten im Ausland behandelt worden. Dieses „You are Welcome“ habe ich – und heute auch wir – so oft gehört und ich glaube, das ist auch ehrlich gemeint. Naja, Ich schätze, dass ich mindestens einen Eimer Tee intus hatte, als wir den Basar nach 2 Stunden wieder verlassen haben. Und ich gebe ehrlich zu, dass ich mich ohne Levents zielsichere Orientierung wahrscheinlich hemmungslos zwischen den kleinen, kleinsten und allerkleinsten Läden, die von unzähligen Quergassen aus zu erreichen sind, verlaufen hätte. Obwohl ich eigentlich einen sehr guten Orientierungssinn habe.

Am Abend bin ich A. noch ein Stück entgegen gefahren, die ja noch bei Freunden in Tekirdag am Marmarameer war, etwa 100 km von hier entfernt. Und abends haben wir uns dann bei einem schönen Essen gegenseitig erzählt, was wir so alles erlebt haben. Und auch A. war vollkommen geflasht über die Freundlichkeit im allgemeinen, was gegenüber Frauen hier nicht so überall selbstverständlich ist. Wir werden sehen, ob das auch im asiatischen Teil der Türkei so weiter geht. Aber A. ist hart im nehmen, da hab ich keine Bedenken. Und außerdem sind wir ein Team geworden, dass zusammen hält. Das passt schon! Nur ihre Abneigung gegen „Internet und den ganzen Kram“, die sitzt tief. Es ist für mich schon fast zum persönlichen Wettbewerb geworden, dass ich bloß keine Fotos veröffentliche, wo sie zu sehen ist. Aber wir haben eine Absprache und ich halte mich daran.

Gestern sind wir dann mal hinüber nach Besiktas gefahren und da kam A. doch etwas das kalte Grausen ins Gesicht. Denn der Verkehr hier, der ist ganz besonders! Entweder man hat ein Auto und ist gezwungen im alltäglichen Stau zu stehen oder man hat ein Zweirad, meistens größere Motorroller, uns zwängt sich überall vorbei wo es geht. Dabei wird auch keine Rücksicht darauf genommen, ob da nun ein Gehweg ist oder wieder mal die Polizei an der Ecke steht. Hauptsache irgendwie durch! Und trotzdem passieren erstaunlich wenige schwere Unfälle, wie man uns abends berichtete. Eigentlich kaum zu glauben…

Taksim-Moschee

Ich kenne ähnliche Fahrweisen aus anderen südlichen Ländern und kann meinen Fahrstil auch ziemlich schnell adaptieren. Und so habe ich dann gestern zu A. gesagt: „Immer hinter mir bleiben und die Gashand immer an der Vorderbremse halten.“ Denn man muss hier immer damit rechnen, dass aus irgendeiner Ecke plötzlich jemand rausgeschossen kommt. Tja, und dann sind wir die knapp 9 km bis zum Fähranleger in Besiktas gefahren. In knappen 22 Minuten und ich würde behaupten, für Istanbul keine schlechte Zeit.

Gut, ein Poller mit einer fiesen Nase musste dran glauben und hat mir dabei eine Ecke in den rechten Motorradkoffer gezeichnet. Nur Blech, wird bei nächster Gelegenheit wieder gerade gedengelt. Und von A. durfte ich mir bei unserer Ankunft ein bestimmt freundliches gemeintes „Bist du lebensmüde? Du fährst ja wie eine gesengte Sau! Und ich Trottel auch noch hinterher.“ anhören. Aber wie schon erwähnt, sie meinte es sicher nicht so. Ich hab ihr dann einen Apfeltee spendiert und während sie den trank, noch ein paar – böse oder mitleidige – Blicke kassiert. Dann war es wieder gut und ich bin in der Hinsicht sowieso schmerzfrei.

Delle im Motorradkoffer

Anschließend sind wir ein Stückchen zurück zum Galata-Turm und zum Taksimplatz gelaufen und ihr werdet keine Fotos davon finden. Unsere Handys waren nämlich in meinem Motorradkoffer eingeschlossen, zwar sicher, allerdings konnten wir nichts knipsen. Aber wie hab ich schon in einem früheren Beitrag geschrieben: Seine Bilder hat man im Kopf, nur ihr müsst eben ohne auskommen. Am Galata-Turm haben wir noch 2 russische Biker kennengelernt, Sascha und Wanja, und wir werden heute nochmal mit ihnen telefonieren. Sie wollen nämlich auch Richtung Kappadokien und da könnten wir auch zusammen fahren.

Motorräder

Am Taksimplatz meldete sich dann urplötzlich Levent Baki (Nochn Levent, reiner Zufall. Oder in Istanbul heißen alle Männer Levent) per Messenger bei mir und fragte, wo wir wären und Lust und Zeit für ein Treffen hätten. Levent ist Gründer einer Goldwing-Gruppe mit 4000! Mitgliedern bei Facebook, der ich auch angehöre. Klaro, da nimmt man sich Zeit. Also ca. 10 km an der wunderschönen Promenade bis zum Stadtteil Bebek (Baby) gefahren, wo wir uns im Taps, direkt an der wunderschönen Promenade, verabredet hatten. Nach der Begrüßung und ein paar obligatorischen Fotos haben wir uns dort wirklich sehr nett unterhalten.

Levent und Hans

A. ist zwischenzeitlich „in aller Seelenruhe“ ins Hotel gefahren, weil ihr etwas auf den Magen geschlagen war und sie sich etwas hinlegen wollte. Böse Zungen würden jetzt behaupten unsere Hinfahrt, aber davon konnte einem doch unmöglich schlecht werden? Wie auch immer, jedenfalls habe ich Levent als sehr sympathischen Mann kennengelernt, der auch schon einiges von der Welt gesehen hat. Wir haben uns auf englisch unterhalten aber er spricht sogar ein paar Sätze Deutsch, weil er schon in Deutschland im Urlaub war. Zum Abschluss unseres Treffens hat er mich noch von Bebek bis auf die Autobahn gelotst, um mir den Weg durch die Innenstadt zu ersparen.

Wenn es auf dem Rückweg passen sollte, wollen wir uns dann nochmal treffen. Würde mich sehr freuen und auch nochmal an dieser Stelle: Danke für die Einladung! Im Hotel hab ich dann A. erstmal aus dem Erholungsschlaf getrommelt und es ging ihr wieder etwas besser. Beim gemeinsamen Abendessen haben wir dann beschlossen, unseren letzten Tag in Istanbul heute mit einer Bosporusfahrt abzuschließen. Ich kann nur jedem empfehlen, anstatt in die bekannten türkischen Urlaubsorte am Mittelmeer auch einmal nach Istanbul zu reisen. Nicht nur sehenswert, auch erlebenswert! Nur so nebenbei: Die Fahrt von A. ins Hotel „in aller Seelenruhe“ dauerte knapp 2 Stunden. Für 19 km im Stop and Go…

Und morgen geht es dann, wie schon erwähnt, weiter ins Landesinnere. Die grobe Richtung wissen wir schon, aber noch nichts genaues. Dass entscheiden wir heute Abend. Am Ende des Beitrags gibt es wieder eine Auswahl an Bildern, allerdings wirklich nur eine Auswahl. Etwa ein Zehntel der knapp 500 Fotos die ich geschossen habe müssen reichen, alle unbearbeitet, pur. Denn dafür fehlte gestern effektiv die Zeit, denn selbst für diesen Beitrag war ich bis halb 2 Uhr nachts wach, bis mir die Augen zugefallen sind.

Unter Unsere Reiseroute könnt ihr die wichtigsten Stationen unserer Tour mitverfolgen. Einfach in die Grafik und auf die Marker klicken.

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