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Tag: Bosporus

Istanbul, einfach unbeschreiblich

Istanbul, einfach unbeschreiblich

Heute also unser letzter Tag in Istanbul, bevor die Reise ins Landesinnere weiter geht. Es gäbe Tausend Dinge zu erzählen, denn Istanbul ist eine wirklich faszinierende und riesige Stadt. Will man z.B. in Ost-West-Richtung einmal durch die Stadt fahren, dann muss man 100 km fahren, um vom Anfang bis zum Ende von Istanbul zu gelangen. Und Istanbul ist hügelig, teilweise sehr hügelig. Wir sind gestern z.B. vom Galata-Turm durch die engen Gassen herunter gefahren, da geht es so steil bergab dass es eine Freude ist. Wohl dem, der funktionierende Bremsen hat.

Wenn du entgegen gesetzt zu Fuß dort hochgehst und keine festen Schuhe an hast, dann rutschst du buchstäblich aus den Schlappen. Ich habe vorgestern eine Erkundungstour um das Goldene Horn mit seinen ganzen Sehenswürdigkeiten gemacht und habe neben knapp 17 km Strecke auch gute 1150 Höhenmeter zurückgelegt. Das haben im übrigen auch gestern früh meine Waden gemerkt… Die gute Nachricht: Ich habe es überlebt. Und sogar noch die zusätzlichen 5,5 km, die gestern noch dabei kamen. Aber ab morgen wird erstmal wieder gefahren, sonst werde ich hier noch fitter als Arny Schwarzenegger mit qualmender Zigarre.

Uhr

Kommen wir nochmal zu den Sehenswürdigkeiten. Istanbul hat in seinen diversen Stadtteilen Dutzende davon zu bieten und es würde absolut den Rahmen sprengen, wenn man die hier alle aufzählen würde. Weltbekannte wie die Hagia Sophia und der Topkapi-Palast, deren Besichtigung ich mir aber geschenkt habe. Auch von außen ist die Hagia Sophia im Moment nicht so ein wahnsinnig schöner Anblick, denn sie wird von einem großen Baugerüst nebst Kran eingerahmt, weil dort gerade umfangreiche Arbeiten anstehen, um dieses Prachtstück auch erdbebensicher zu machen.

Hagia Sophia

Auch auf das Innere dieses Weltkulturerbes habe ich verzichtet, als ich die Schlange davor gesehen habe. Ich bin dann spaßeshalber mal nach hinten bis zum Schild „Wartezeit 2 Stunden“ gelaufen und hatte da schon innerlich abgeschlossen. Die gleiche Situation am Topkapi-Palast, stundenlang anstehen zählt jetzt nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Und außerdem begann es dann auch noch zu regnen, da hab ich mich lieber ins trockene verdrückt. Trotzdem entwickelt dieser Bereich einen ganz besonderen Charme, wenn dann mal wieder die Muezzins 5 x am Tag zum Gebet rufen. Da kommt man sich schon vor wie im tiefen Orient.

Warteschlange

Aber es gab ja noch viel mehr zu sehen, wie diese teilweise riesigen Moscheen, die auch von innen absolut imposant sind. Sehr gefreut habe ich mich über ein Treffen mit meinem alten Fußballkumpel Levent, der seit einigen Jahren wieder hier lebt. Mit ihm bin ich durch den großen Basar gegangen und ich habe keine Ahnung, woher ihn die ganzen Leute kannten, die ihn – und auch mich – begrüßten. Und an jeder Station gab es einen Tee und ein Schwätzchen, Levent erzählte den Leuten von unserer Tour und so wurde ich auch noch ausgefragt.

Ich hatte es ja schonmal erwähnt, aber so freundlich wie hier in Istanbul bin ich ganz selten im Ausland behandelt worden. Dieses „You are Welcome“ habe ich – und heute auch wir – so oft gehört und ich glaube, das ist auch ehrlich gemeint. Naja, Ich schätze, dass ich mindestens einen Eimer Tee intus hatte, als wir den Basar nach 2 Stunden wieder verlassen haben. Und ich gebe ehrlich zu, dass ich mich ohne Levents zielsichere Orientierung wahrscheinlich hemmungslos zwischen den kleinen, kleinsten und allerkleinsten Läden, die von unzähligen Quergassen aus zu erreichen sind, verlaufen hätte. Obwohl ich eigentlich einen sehr guten Orientierungssinn habe.

Am Abend bin ich A. noch ein Stück entgegen gefahren, die ja noch bei Freunden in Tekirdag am Marmarameer war, etwa 100 km von hier entfernt. Und abends haben wir uns dann bei einem schönen Essen gegenseitig erzählt, was wir so alles erlebt haben. Und auch A. war vollkommen geflasht über die Freundlichkeit im allgemeinen, was gegenüber Frauen hier nicht so überall selbstverständlich ist. Wir werden sehen, ob das auch im asiatischen Teil der Türkei so weiter geht. Aber A. ist hart im nehmen, da hab ich keine Bedenken. Und außerdem sind wir ein Team geworden, dass zusammen hält. Das passt schon! Nur ihre Abneigung gegen „Internet und den ganzen Kram“, die sitzt tief. Es ist für mich schon fast zum persönlichen Wettbewerb geworden, dass ich bloß keine Fotos veröffentliche, wo sie zu sehen ist. Aber wir haben eine Absprache und ich halte mich daran.

Gestern sind wir dann mal hinüber nach Besiktas gefahren und da kam A. doch etwas das kalte Grausen ins Gesicht. Denn der Verkehr hier, der ist ganz besonders! Entweder man hat ein Auto und ist gezwungen im alltäglichen Stau zu stehen oder man hat ein Zweirad, meistens größere Motorroller, uns zwängt sich überall vorbei wo es geht. Dabei wird auch keine Rücksicht darauf genommen, ob da nun ein Gehweg ist oder wieder mal die Polizei an der Ecke steht. Hauptsache irgendwie durch! Und trotzdem passieren erstaunlich wenige schwere Unfälle, wie man uns abends berichtete. Eigentlich kaum zu glauben…

Taksim-Moschee

Ich kenne ähnliche Fahrweisen aus anderen südlichen Ländern und kann meinen Fahrstil auch ziemlich schnell adaptieren. Und so habe ich dann gestern zu A. gesagt: „Immer hinter mir bleiben und die Gashand immer an der Vorderbremse halten.“ Denn man muss hier immer damit rechnen, dass aus irgendeiner Ecke plötzlich jemand rausgeschossen kommt. Tja, und dann sind wir die knapp 9 km bis zum Fähranleger in Besiktas gefahren. In knappen 22 Minuten und ich würde behaupten, für Istanbul keine schlechte Zeit.

Gut, ein Poller mit einer fiesen Nase musste dran glauben und hat mir dabei eine Ecke in den rechten Motorradkoffer gezeichnet. Nur Blech, wird bei nächster Gelegenheit wieder gerade gedengelt. Und von A. durfte ich mir bei unserer Ankunft ein bestimmt freundliches gemeintes „Bist du lebensmüde? Du fährst ja wie eine gesengte Sau! Und ich Trottel auch noch hinterher.“ anhören. Aber wie schon erwähnt, sie meinte es sicher nicht so. Ich hab ihr dann einen Apfeltee spendiert und während sie den trank, noch ein paar – böse oder mitleidige – Blicke kassiert. Dann war es wieder gut und ich bin in der Hinsicht sowieso schmerzfrei.

Delle im Motorradkoffer

Anschließend sind wir ein Stückchen zurück zum Galata-Turm und zum Taksimplatz gelaufen und ihr werdet keine Fotos davon finden. Unsere Handys waren nämlich in meinem Motorradkoffer eingeschlossen, zwar sicher, allerdings konnten wir nichts knipsen. Aber wie hab ich schon in einem früheren Beitrag geschrieben: Seine Bilder hat man im Kopf, nur ihr müsst eben ohne auskommen. Am Galata-Turm haben wir noch 2 russische Biker kennengelernt, Sascha und Wanja, und wir werden heute nochmal mit ihnen telefonieren. Sie wollen nämlich auch Richtung Kappadokien und da könnten wir auch zusammen fahren.

Motorräder

Am Taksimplatz meldete sich dann urplötzlich Levent Baki (Nochn Levent, reiner Zufall. Oder in Istanbul heißen alle Männer Levent) per Messenger bei mir und fragte, wo wir wären und Lust und Zeit für ein Treffen hätten. Levent ist Gründer einer Goldwing-Gruppe mit 4000! Mitgliedern bei Facebook, der ich auch angehöre. Klaro, da nimmt man sich Zeit. Also ca. 10 km an der wunderschönen Promenade bis zum Stadtteil Bebek (Baby) gefahren, wo wir uns im Taps, direkt an der wunderschönen Promenade, verabredet hatten. Nach der Begrüßung und ein paar obligatorischen Fotos haben wir uns dort wirklich sehr nett unterhalten.

Levent und Hans

A. ist zwischenzeitlich „in aller Seelenruhe“ ins Hotel gefahren, weil ihr etwas auf den Magen geschlagen war und sie sich etwas hinlegen wollte. Böse Zungen würden jetzt behaupten unsere Hinfahrt, aber davon konnte einem doch unmöglich schlecht werden? Wie auch immer, jedenfalls habe ich Levent als sehr sympathischen Mann kennengelernt, der auch schon einiges von der Welt gesehen hat. Wir haben uns auf englisch unterhalten aber er spricht sogar ein paar Sätze Deutsch, weil er schon in Deutschland im Urlaub war. Zum Abschluss unseres Treffens hat er mich noch von Bebek bis auf die Autobahn gelotst, um mir den Weg durch die Innenstadt zu ersparen.

Wenn es auf dem Rückweg passen sollte, wollen wir uns dann nochmal treffen. Würde mich sehr freuen und auch nochmal an dieser Stelle: Danke für die Einladung! Im Hotel hab ich dann A. erstmal aus dem Erholungsschlaf getrommelt und es ging ihr wieder etwas besser. Beim gemeinsamen Abendessen haben wir dann beschlossen, unseren letzten Tag in Istanbul heute mit einer Bosporusfahrt abzuschließen. Ich kann nur jedem empfehlen, anstatt in die bekannten türkischen Urlaubsorte am Mittelmeer auch einmal nach Istanbul zu reisen. Nicht nur sehenswert, auch erlebenswert! Nur so nebenbei: Die Fahrt von A. ins Hotel „in aller Seelenruhe“ dauerte knapp 2 Stunden. Für 19 km im Stop and Go…

Und morgen geht es dann, wie schon erwähnt, weiter ins Landesinnere. Die grobe Richtung wissen wir schon, aber noch nichts genaues. Dass entscheiden wir heute Abend. Am Ende des Beitrags gibt es wieder eine Auswahl an Bildern, allerdings wirklich nur eine Auswahl. Etwa ein Zehntel der knapp 500 Fotos die ich geschossen habe müssen reichen, alle unbearbeitet, pur. Denn dafür fehlte gestern effektiv die Zeit, denn selbst für diesen Beitrag war ich bis halb 2 Uhr nachts wach, bis mir die Augen zugefallen sind.

Unter Unsere Reiseroute könnt ihr die wichtigsten Stationen unserer Tour mitverfolgen. Einfach in die Grafik und auf die Marker klicken.

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