Ein neues Land: Georgien
Eigentlich war heute auf der Fahrt von Trabzon nach Makhinjauri, etwa 5 km östlich von Batumi am Schwarzen Meer gelegen, leichter Regen angesagt. Naja, leicht ist Definitionssache… ES HAT GESCHÜTTET WIE AUS KÜBELN! Das Gute: Die Klamotten sind trocken geblieben. Das Schlechte: Unsere Helme sind von innen nass. Denn die meiste Zeit mussten wir mit offenem Visier fahren, um überhaupt etwas erkennen zu können. Denn zu dem vielen Wasser kam auch noch Nebel, der vom links neben der Küstenstraße liegenden Schwarzen Meer schön die Straße unsichtbar machte. Geschätzte Sichtweite teilweise höchstens 20 Meter, was aber die zahlreichen dort munter – und oft auch ohne Licht – durch die Pampa heizenden LKW dazu ermunterte, oft nur möglichst knapp an uns vorbei zu knöteln und uns wieder eine Ladung Wasser mehr zu verpassen.
Apropos LKW, die sind in der Türkei mit Vorsicht zu genießen! Gestern hatte ich auch so ein Kerlchen hinter mir, A. fuhr vor, ich dahinter, beide so mit 100 km/h. Und hinter mir so ein fahrender Sarg und blinkt wie wild, mit einem knappen Meter Abstand zu mir. Ich hätte ihn berühren können… Dazu muss man bemerken, dass wir alle etwas zu schnell waren, denn eigentlich waren dort nur 70km/h erlaubt. Kümmert aber in der Türkei kaum einen, jedenfalls solange nichts passiert. Und wie sagte schon der Ingo bei Facebook: „Immer so fahren wie die Einheimischen!“
Heute Mittag dann angekommen an der georgischen Grenze und uns erstmal an 15-20 km LKW vorbei geschlängelt. Und um Schlaglöcher, die eher die Bezeichnung Meteoritenkrater verdient hätten. Die türkischen Grenzer waren sehr nett, mit einem habe ich mich noch etwas länger auf Englisch unterhalten, bis sie uns durchgewinkt haben. Tja, und dann kam ein schon ziemlich muffelig wirkender Grenzer aus Georgien auf uns zu spaziert. Ich sage noch zu A.: „Der lässt uns ausräumen.“ Gesagt, getan. Er zeigte nur mit dem Zeigefinger auf unsere Koffer und Tankrucksäcke und dann hieß es ausräumen. Gott sei Dank war es dort überdacht, sonst wären wahrscheinlich unsere Koffer überschwemmt worden. Bis er dann buchstäblich alles mal durchwühlt, aber nichts entscheidendes gefunden hatte, wir wieder eingeräumt und die Passkontrolle passiert hatten, waren dann knapp 2 Stunden vergangen. Ging eigentlich noch, die Lkw-Fahrer verbringen sicher Tage da…

Angekommen in Georgien sprangen uns erstmal 4 oder 5 Mann entgegen und fragten: „Insurance?“ Die vorgeschriebene georgische Kfz-Versicherung hatte ich allerdings gestern Abend noch in Trabzon in der Türkei online abgeschlossen. Was mir sogar ein Sonderlob von Frollein A. einbrachte, hört, hört! Wir brauchten nur erstmal etwas Bargeld und eine georgische SIM-Karte für unsere Handys. An der allerletzten Verkaufsbude war der Trubel recht übersehbar, also angehalten, abgestiegen und erstmal auf das Erlebnis an der Grenze eine gequarzt. Und dabei Mikhail kennengelernt, ein georgischer Kleinlasterfahrer, der immer zwischen Georgien und England pendelt und monatlich so zwischen 15-18.000 km abreißt. Er sprach uns auf Englisch an wo wir hinfahren würden uns gab uns dann erstmal einen Kaffee aus. Nachdem er uns noch beim Geldwechsel und mit den SIM-Karten half und übersetzte, weil die gute Fee an der Bude nur georgisch und russisch sprach, haben wir uns danach natürlich mit Kaffee und Zigarette revanchiert. Er will jetzt 10 Tage daheim in Tiflis bleiben und gab uns noch seine Adresse, um ihn evtl. noch bei seiner Familie zu besuchen. Wenn es zeitlich hinhaut, werden wir das auch machen.
Nachdem wir uns verabschiedet hatten, lagen eigentlich nur noch gut 25 km vor uns. Allerdings müssen wir uns an den georgischen Verkehr erst noch gewöhnen! Dachten wir vorher noch, dass die Türken relativ schmerzfrei mit Verkehrsregeln umgehen, dann lächelt der gemeine Georgier nur und denkt sich: „Türken? Alles Amateure!“ Junge, hier herrscht ja Kriegsrecht auf der Straße! Und als Zweiradfahrer lebst du hier besonders gefährlich, ich hatte teilweise das Gefühl, die hätten es echt auf uns abgesehen. Da wird sich munter dazwischen gequetscht, gerne auch mal mit Feindberührung, wie meine Koffer zweimal testen durften. 100 Meter vor dir auf der Gegenseite schert einer aus um zu überholen und quetscht dich dabei auf den Standstreifen, auf 8 km dreimal passiert. Licht? Wozu, ist doch nur neblig und am regnen. Blinker? Hab ich so etwas auch? Lasst uns lieber überhaupt nicht über die Verkehrssicherheit mancher Vehikel nachdenken, alleine das was wir auf den paar Kilometern gesehen haben, da kann dir schon Angst und Bange werden. Ein Schweizer würde jetzt sagen: „Sehr speziell!“


Doch kommen wir wieder zu etwas positivem. Wir sind bei unserer Gastfamilie in Makhinjauri, einem im Sommer recht umtriebigen Badeörtchen im Dunstkreis der Zockerstadt Batumi angekommen. Georghe und Lari leben hier mit ihren beiden Kindern und Laris Vater und vermieten ein paar Zimmer. Das Haus liegt wunderschön knappe 150 Meter vom Schwarzen Meer entfernt auf einem Hügel, ganz einfache Zimmer mit Balkon und Bad, nicht mit Mustafapasa in Kappadokien zu vergleichen. Und wäre das Wetter nicht so – sagen wir wie es ist – beschissen, dann könntet ihr auf dem nächsten Foto auch noch ein Schiff erkennen und müsstet es nicht erahnen. Der Opa hat uns gleich mal mit Wein vom eigenen Weinberg empfangen und obwohl ich ja nicht so der Weintrinker- und Kenner bin muss ich sagen: Leckeres Stöffchen! Dachte Frollein A. eben wohl auch, verzichtete nach dem zweiten Glas auf das äußerst schmackhafte von Lari zubereitete Empfangsessen mit georgischen Spezialitäten mit den Worten: “ Ich muss mal eine Stunde schlafen, ich glaube ich bin schon voll.“ Naja, während ich das hier auf dem Handy schreibe, ist sie wieder von den Toten auferstanden und hat auch ihr Fütterchen bekommen. Sie soll ja auch nicht leben wie ein Hund…


Heute Abend, wir haben ja euch gegenüber 2 Stunden Vorsprung, hat der Opa schon zur nächsten Weinverkostung getrommelt. Mit Händen und Füßen zur Verständigung, wie so oft vorher. Aber es klappt. Nebenbei bemerkt musste ich mir gerade noch ne App runterladen die georgisch übersetzt, macht deepl nämlich nicht. Ist mir aber auch erst eben aufgefallen. Wenigstens Lari spricht etwas Englisch, so dass zumindest die nötigste Konversation ohne App funktioniert. Mindestens bis Donnerstag, evtl. auch bis Freitag werden wir dann hier bei unserer Gastfamilie bleiben, denn am Freitag wird auch das Wetter wieder entscheidend besser. Ich denke aber, dass wir auch bei Regen hier gut aufgehoben sind. Wieder wie überall ein äußerst freundlicher Empfang, da fühlst du dich trotz Sprachbarriere gleich wohl. Das soll es wieder in aller Kürze gewesen sein. mehr Fotos gibt’s wegen des Wetters der vergangenen Tage keine. Wer fotografiert denn schon bei Regen? Ihr habt Ideen…
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