Angekommen in Istanbul
Am Donnerstag haben wir uns auf den Weg von Achtopol nach Istanbul gemacht. Wie schon im vorherigen Blogbeitrag erwähnt, mussten wir einen „kleinen“ Umweg fahren, weil es auf der direkten Strecke am Schwarzen Meer entlang keinen Grenzübergang gibt. Doch dieser „kleine“ Umweg hatte es dann doch in sich. 70 km durch Wälder, absolute Rüttelpisten und Schlaglöcher so groß und tief, da hätte man gemütlich drin baden können.
Dann kam die Grenze mitten im Wald – Malko Tarnowo. Es waren etwa 15 Autos und 2 Reisebusse vor uns und die Zöllner hatten wohl Anweisung, es ganz genau zu nehmen. Nach der etwas umständlichen und zeitintensiven Registrierung der Reisepässe und Fahrzeugscheine sowie die Kontrolle der Versicherungsunterlagen (Ehem. Grüne Versicherungskarte) durften dann wir beide auch mal die Koffer aufmachen und auspacken. Nach kurzer Sichtkontrolle durften wir dann wieder einpacken und aufsatteln. Knappe 3 Stunden haben wir so an der Grenze verbracht.

Bis etwa 100 km vor Istanbul fuhren wir dann zusammen. An einer Raststätte haben wir noch etwas getrunken und gegessen, frisch gegrillte Fleischspieße mit Beilagensalat. Dabei schön draußen unter Bäumen wie in einem Park gesessen und uns diese Raststätte mal angesehen. Alles pikobello sauber, Autowaschservice per Wasserschlauch gegen ein Trinkgeld, 2 Mann liefen nur herum und sammelten alles ein, als müsste es in den Mülleimer. Dazu äußerst zivile Preise, wir haben zum Beispiel für beide Essen mit jeweils einer Cola umgerechnet knappe 10 Euro bezahlt. Dafür kommst du in Deutschland noch auf die Toilette…
Naja, kurz nach dieser Raststätte haben A. und ich uns getrennt, A. fuhr ans Marmarameer um Freunde zu besuchen und ich bin gleich durch nach Istanbul gedüst. Unser Hotel hatten wir sehr nahe an den Besichtigungsstätten um Alt-Istanbul gebucht, alles fußläufig zu erreichen. Oder aber mit der Metro, eines Haltestation ist keine 100 Meter vom Hotel entfernt. Denn in diesem Bereich wo sich unser Hotel befindet, dem Stadtteil Fatih auf dem berühmten Goldenen Horn, ist auch die Galata-Brücke, die den europäischen Teil des Bospurus in Richtung Karaköy/Galata überspannt und nicht weit entfernt, die Einfahrt zum Avrasya – dem Eurasientunnel – der den europäischen und den asiatischen Teil von Istanbul verbindet.


Und dort möchte man nicht fahren, wenn man nicht unbedingt fahren muss, denn es herrscht quasi Dauerstau, untermalt von Dauergehupe, Schimpftiraden, Sirenengeheul und alle paar Stunden auch den Rufen der Muezin aus den vielen Moscheen. Und trotzdem hat mich gerade dieses Viertel Fatih gleich bei meiner Ankunft schon geflasht. In der Zufahrtsstraße zum Hotel wird gerade an einem Haus gebaut und dort stand ein Betonwagen und blockierte die Straße. Also hab ich mich erstmal mit der BMW auf den breiten Gehweg gestellt, bin abgestiegen und hab mir eine Zigarette angezündet.
Keine 2 Minuten später kommen 2 junge Männer auf mich zu, begutachten mein Motorrad, der eine schaut auf mein Nummernschild und fängt dann aufgeregt mit dem anderen an zu reden. Auf Minimal-Englisch fragten sie mich, wo ich herkomme und ob ich die ganze Strecke von Köln aus gefahren wäre. Während der eine mir High-5 gab, verschwand der andere in einem Laden. Und kam 2-3 Minuten später mit einem Tablett, auf dem 3 Gläschen Tee standen, wieder.

Während er mir andeutete zuzugreifen, nestelte er an seinem Handy herum, sprach etwas auf türkisch herein und hielt mir das Handy entgegen. Auf dem Display konnte ich „You are Welcome“ lesen und wir gaben uns die Hand. Nach ein bisschen radebrechen mit Händen und Füßen und nachdem wir unseren Tee ausgetrunken hatten, verabschiedeten sich die beiden und ließen mich grinsend zurück. Es dauerte noch gute 10 Minuten, dann fuhr der Betonwagen ab und ich konnte zum Hotel durchfahren. Kleine Anmerkung am Rande: Nachdem die beiden den Aufkleber mit meinem Instagram-Account auf dem Tank sahen, wurde der natürlich fotografiert und abends hatte ich wieder 2 neue Follower.
Ich stellte meine Maschine direkt vor der Tür auf dem Gehweg ab, stieg ab, nahm meinen Helm ab und ging herein. Auch dort gab es, nachdem ich meinen Namen genannt hatte, eine sehr freundliche Begrüßung. Zimmer 202, 2ter Stock, der Knabe der mit an der Rezeption stand bekam die Karte für das Zimmer in die Hand gedrückt und wurde angewiesen, mich mit dem Aufzug hochzufahren. Ich zeigte auf das große Panoramafenster am Eingang, deutete auf die BMW und sagte auf englisch, dass ich nicht abgeschlossen hätte. Der Rezeptionist erwiderte, ebenfalls auf englisch, dass dies kein Problem wäre, er würde aufpassen. Ich könne mein Motorrad auch dort stehen lassen, die Rezeption wäre 24 Stunden besetzt.
Dem Knaben habe ich oben erstmal ein paar türkische Lira in die Hand gedrückt (macht man doch so, oder?) und hab dann später meine nötigsten Klamotten hochgeholt. Kurz alles gecheckt und anschließend dann den Astralkörper notgewassert. Kurz nachdem ich aus der Dusche kam rief A. an und sagte, dass sie auch gut in Tekirdag angekommen sei. Wir verabredeten, dass sie am nächsten Abend – wahrscheinlich etwas später – nachkommen wollte.
Nachdem ich aufgelegt hatte, schnell angezogen und einen kleinen Erkundungsbummel gemacht. Und danach festgestellt, dass wir hier garantiert nicht verhungern werden. Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Restaurants, Dönerbuden und Lebensmittelläden quasi nebeneinander gesehen. Wobei die sich augenscheinlich mit dem angebotenen nicht allzu sehr unterschieden. Also habe ich mir einen dieser Kebabläden auserkoren, mich an diesem Tag satt zu machen. Tja, was soll ich sagen, das hat er geschafft!


Eigentlich hatte ich nämlich 2 Hähnchenspieße mit Reis bestellt. Und war dann doch sehr erstaunt, als mich 2 Kellner mit diversen Tellern mit Beilagen, gedünsteten und rohen Zwiebeln, gegrillter Knoblauch und gegrillte Tomaten, eine Joghurtsauce mit viel scharf, Salate, Brot usw. umzingelten. Auf meinen fragenden Blick erwiderte der eine auf englisch, dass dies dazu gehören würde und wenn es zu wenig sei, ich auch nachbestellen könne. Und das alles, wie ich später pappsatt feststellen durfte, für eine wirklich kleine Mark äh Lira. Und dazu auch noch alles äußerst lecker! Wenn ich das meinem Döner-Hirten daheim berichte, hüpft dem vor Scham garantiert der Döner vom Spieß!

Danach gab es zur Verdauung einen Tee und später, damit wahrscheinlich der Tee auch noch verdauen konnte, einen flambierten Kaffee. Nach dem Bezahlen hab ich dann noch einen Gang in die nähere Umgebung gemacht und schon an diesem ersten Abend so viele verschiedene Eindrücke gesammelt, dass ich später schon Probleme mit der Verarbeitung bekam. Aber ich wusste schon an diesem ersten Abend, dass ich mich auf Istanbul zweifelsfrei nicht umsonst gefreut hatte.


Ich hatte zwar gestern bei Facebook angekündigt, heute auch noch ein paar Fotos von meinem gestrigen „Gewaltmarsch“ zu diversen Sehenswürdigkeiten zu veröffentlichen, das habe ich aber gestern Abend nicht mehr geschafft, weil ich A. noch ein Stück entgegen gefahren bin. Ich bemühe mich, dass heute Abend noch hier rein zu stricken. Aber wir sind ja auch vorrangig hier um uns etwas anzusehen und nicht als Schriftsteller und Fotografen. Also bitte etwas Geduld… Tesekkür ederim!