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Author: Hans

Ein Unglück kommt selten allein

Ein Unglück kommt selten allein

Nach einmal schlafen sieht die Welt wieder etwas positiver aus. Normalerweise, tut sie aber im Moment nicht. doch dazu später… Zuerst einmal möchte ich mich, auch im Namen von A., ganz herzlich für die vielen lieben Wünsche und speziell für die Genesungswünsche bedanken. „Dabei kennen die Leute mich doch überhaupt nicht, vielleicht bin ich ja so ’ne Hexe, dass sie mich gar nicht kennen wollen?“ „Bist du“ hab ich nur geantwortet, konnte aber nur alleine darüber lachen, weil ihr die Rippen wehtaten. Egal, ich freue mich, dass sie ihren Humor trotz der ganzen traurigen Umstände nicht verloren hat.

Heute morgen haben wir zusammen im Krankenhaus einen Kaffee getrunken und danach mal alles besprochen, was ich noch erledigen könnte. A.’s Bruder kommt morgen um die Mittagszeit hier in Tiflis an und mit ihm wird sie auch nach Hause fliegen, wahrscheinlich schon übermorgen, um sich dort operieren zu lassen. Für ihr Moped haben wir 2 Schlachtpläne entworfen. Plan A: Ihr Bruder kümmert sich um den Rücktransport nach Deutschland. Plan B: Ich frage bei den Jungs in der Werkstatt, wo die Himalayan in der Zwischenzeit steht nach, ob wir sie da für ein paar Monate parken können. Und wenn A. wieder fit ist, fliegt sie nach Georgien und fährt den Rückweg wieder mit mir zusammen. Erst einmal steht sie ja jetzt sicher in der Werkstatt, doch auch dazu später mehr.

Denn es ist klar: Ich fahre ab jetzt alleine weiter. Ich hab heute mal in unserer Zentralasien-Gruppe bei WhatsApp einen Post losgelassen, ob jemand zufällig in der Nähe oder auf der weiteren Route ist, der/die Interesse hat zusammen weiter zu fahren. Müssen wir aber mal abwarten, ob sich jemand meldet. Wenn nicht, Pech gehabt. Zu zweit oder mehreren macht zwar mehr Spaß, aber notfalls komme ich auch alleine klar. Und unter Kontaktarmut leide ich auch nicht… Und A. äußerte dazu nur: „Wenn du wegen mir nicht mehr weiter fährst, gucke ich dich mit dem Ar**h nicht mehr an!“ Naja, Befehl ist Befehl…

Vorsichtshalber mal das Hotelzimmer noch geblockt, um noch ein paar Tage hier in Tiflis zu verlängern, bis alles rund um A. endgültig geklärt und erledigt ist. Eine gute Entscheidung, auch dazu später mehr. Ob ich mich noch etwas in der Stadt umsehen werde, weiß ich noch nicht. Aus dem höher liegenden Hotel in direkter Nachbarschaft zur Saneba-Kathedrale hat man einen tollen Blick über die Stadt, nur fehlt mir im Moment noch etwas die Muße und auch die Zeit, mich dafür zu begeistern. Wenn nicht, es gibt ja (hoffentlich) auch noch einen Rückweg.

Da auch die hohen Pässe im Kaukasus noch bis mindestens Mitte Juni wegen Schnee gesperrt sind, werde ich dann wahrscheinlich direkt von hier in Richtung Russland los düsen und die Kilometer um das Kaspische Meer abreißen. Ich hätte mir diesen Umweg gerne erspart, doch Aserbaidschan lässt auf dem Landweg noch mindestens bis 30.06.25 keine Fahrzeuge ins Land und deshalb ist der kürzere Weg per Fähre nicht möglich.

Die Himalayan von A. wirkt, bis auf ein paar Kratzer vom Sturz relativ unbeschädigt, ich konnte sie zumindest gestern problemlos bis ins Hotel fahren. Ihr Gepäck steht jetzt in meinem Hotelzimmer und ich werde morgen mit ihrem Bruder besprechen, ob wir die Koffer wieder ans Moped schrauben oder nach Hause schicken. Wir haben ja beide eine Auslands-Krankenversicherung abgeschlossen und dort habe ich gestern auch schon eine Mail hingeschickt wegen des Krankenhausaufenthalts von A., das ist etwas kompliziert hier in Georgien, aber alles lösbar.

Die Versicherung würde unter gewissen Umständen den Rücktransport von A. übernehmen, die aber auf die ganze Bürokratie keinen Bock hat und ihren Rückflug selbst bezahlt. „Ich kann stehen, liegen und sitzen, das bekomme ich schon hin.“ Deshalb hat unsere Tour bisher richtig Spaß gemacht, A. zickt nicht herum, denkt positiv und kann sogar so einen alten Sack wie mich motivieren. Ob da noch etwas von den georgischen Behörden kommt bezweifeln wir übrigens beide, Schadenersatz oder so etwas dürfte hier sowieso nur schwer zu bekommen oder einzuklagen sein. Warten wir mal ab…

Meine BMW zickt ja auch seit einigen Kilometern mit dem ABS herum, deshalb wollte ich heuten auch nochmal bei den Jungs in der Werkstatt vorbei schauen. Wahrscheinlich muss nur die Meldung quittiert werden, hat das ABS schon mal, wenn man nicht mindestens einmal am Tag voll in die Eisen steigt. Als „Standschaden“ wird das bei BMW bezeichnet, wobei ich die vergangenen 6500 km nicht wirklich gestanden habe… War leider nur eine Vermutung, der kleine Schock kommt gleich…

Die restliche Zeit wo ich mich um nichts kümmern musste, wollte ich heute eigentlich bei A. im Krankenhaus verbringen. Doch der kleine Fehlerteufel hatte anderes mit mir vor. Als ich nämlich heute morgen auf dem Weg zu Ivan und Georg von General Motorcycles Georgia war hab ich bemerkt, dass ich hinten kaum Bremswirkung hatte. Also mal rechts rangefahren und da sah ich dann die Bescherung: Öl und einzelne Metallspäne liefen auf die hintere Felge und hatte auch die Bremsscheibe schon eingesaut. Da bremst es sich natürlich nicht mehr so richtig gut. Also die letzten 2 km etwas langsamer bis zur Werkstatt gefahren, Ivan den Schaden gezeigt und dann wurde mir direkt in der Werkstatt ein Platz freigeräumt.

Motorradwerkstatt

Erster Sichtcheck, dann hat Georg das Hinterrad demontiert und da kam dann das Problem zu Tage: Meinen Hinterradantrieb hat es mächtig zerlegt, viele Metallspäne kamen da mit dem restlichen Öl heraus. Was auch das Wechselblinken des ABS erklärt, weil der Sensor das Metall erkannt hat. Große Schei…, allerdings besser hier in Tiflis als in der kasachischen Steppe. Wir haben den HAG dann später gemeinsam auseinander genommen und seziert, besser ist es wohl, ihn komplett zu ersetzen. Da der Endantrieb in Georgien nicht oder nur mit einigem Papierkram zu ordern ist versuche ich jetzt gerade, einen neuen oder besser – weil billiger – gebrauchten daheim aufzutreiben und hier nach Georgien schicken zu lassen. Haben die meisten von euch ja schon mitbekommen… Im Moment habe ich 2 Händler an der Hand, wir müssen morgen aber noch die Versandoptionen klären. 6 Wochen Wartezeit sind mir eindeutig zu lang…

Motorradwerkstatt

Nachher ist Georg mit mir im Taxi noch zum Hotel gefahren und hat die Himalayan von A. wieder mitgenommen, um sie in der Werkstatt zu parken. Beweisfoto kam kurze Zeit später, ich hatte aber auch keinen Grund daran zu zweifeln. Die Jungs erscheinen mir nicht nur hilfsbereit, auch sehr vertrauenswürdig. Und sie geben sich wirklich alle Mühe, denn auch Ivan hat sich auf der Suche nach einem neuen HAG beteiligt und mir Links per WhatsApp geschickt. Wer also mal ähnliches erleben sollte: Bisher klare Empfehlung für General Motorcycles Georgia!! Nur mal so nebenbei: Der superfreundliche Taxifahrer Dato hat für die knapp 7 Kilometer 8 Lari verlangt, umgerechnet etwa 2 € 60. Und er wollte noch nicht einmal Trinkgeld annehmen. Da ich ja in nächster Zeit ohne Fahrzeug bin, habe ich ihn gleich mal als persönlichen Taxifahrer verpflichtet. Und irgendwann werde ich ihm sicher auch ein Trinkgeld geben können.

Eben war ich nochmal für 2 Stunden bei A. im Krankenhaus, sie hat nochmal eine schmerzstillende Spritze erhalten, damit sie heute Nacht gut schlafen kann. Und ich bin dann danach mit Dato zuerst etwas essen und dann ins Hotel gefahren, um nachher ein paar Stunden Schlaf nachzuholen. Vergangene Nacht hab ich nämlich kaum ein Auge zugemacht, weil mir so viel durch den Kopf ging und auch der heutige Tag war doch ziemlich ereignisreich.

Übrigens hab ich A. noch nichts von meinem Dilemma erzählt und ich weiß dass hier ein paar Freunde von ihr mitlesen und hoffe, dass sie mich nicht verpfeifen. Aber ich denke, ein Unglück genügt erstmal für sie, wenn sie wieder daheim ist werde ich ihr per WhatsApp alles beichten. Und bekomme dann sicher mächtig den Poppes aufgerissen, aber das nehme ich gerne in Kauf. Zum Schluss dürft ihr mir aber gerne noch die Däumchen drücken, dass die Ersatzteilbeschaffung klappt, so dass ich weiterfahren kann.

Das war es erstmal an Neuigkeiten, ich bedanke mich auch nochmal an dieser Stelle, für die Hilfe die mir auf den diversen Social Media-Kanälen heute angeboten wurde. GANZ GROßES KINO!!

Unfall in Tbilisi/Tiflis

Unfall in Tbilisi/Tiflis

Eigentlich war das heute einer eher entspannte Etappe, wenn man mal davon absieht, dass es auf der Strecke von Kutaissi in den Bergen nur 3° C warm war. Da haben wir dann im Nebel und Nieselregen doch kalte Finger bekommen. Aber weiter unten, so ab Gori, der Geburtsstadt von Stalin, kam die Sonne wieder raus und in Richtung Tbilisi/Tiflis wurde es immer wärmer.

In Tbilisi erwarte und dann erstmal ein Mörderverkehr und wie schon mehrmals berichtet, bist du da auf einem Zweirad in Georgien fast vogelfrei. Und es ist genau das passiert, wovor ich auf der Tour den meisten Schiss hatte: Das einer von uns einen Unfall hat. A. hat es leider heute in Tbilisi erwischt, sie wurde knapp 3 km vor dem Hotel von einem noch recht jungen Typen, der meinte sich unbedingt noch zwischen uns quetschen zu müssen, einfach buchstäblich rücksichtslos abgeräumt.

Es gab erstmal diverse Diskussionen zwischen einigen Georgiern, während ich mich um A. gekümmert hab. Ich hab es ja nur im Spiegel mitbekommen, aber sie ist in einem ziemlich blöden Winkel gefallen und hat sich auf jeden Fall dabei verletzt. Sie konnte ihre Schulter nicht richtig bewegen und die linke Rippenseite hat auf jeden Fall auch etwas abbekommen. Wir kennen uns ja schon länger, ich hab sie noch nie weinen sehen, aber heute. Jetzt sind wir schon so viel Kilometer zusammen unterwegs und dann das.

Irgendjemand hat dann in dem Towubahohu auch die Polizei gerufen, die knapp 20 Minuten später bei uns stand. Der Typ der A. zu Sturz gebracht hatte wollte sich wohl zwischenzeitlich davon machen, wurde aber von anderen festgehalten. Die Polizei hat ihn dann zuerst mal mit Bewachung in den Streifenwagen gesetzt, während sein Kollege bei A. und mir war. Der sprach Gott sei Dank soviel Englisch, dass ich ihm zumindest den Unfallhergang erklären konnte und ihn gebeten hab, einen Krankenwagen für A. zu bestellen.

Etwas später hat mir dann ein freundlicher Mann geholfen, die Himalayan von A. mal auf die andere Straßenseite vor einen Laden zu schieben und dort zu parken. Die Frau aus dem Laden zeigte mir direkt per Zeichensprache an, dass sie einen Blick darauf wirft. Ich bin dann wieder hinüber gegangen und 10 Minuten später kam auch der Krankenwagen. Vor der Polizei bekam A. noch einen Zettel (Ich vermute Unfallanzeige oder so etwas, muss ich morgen mal übersetzen lassen) und ich hab mit ihr vereinbart, dass sie anruft wo sie hingebracht wird und ich mich um ihre Maschine und vor allem ihr Gepäck kümmere.

Als der Krankenwagen weg war, hab ich mich dann erstmal mit Hilfe eines Polizisten durch das Autogewirr gequetscht und meine BMW neben dem Moped von A. geparkt. Dort saß die Frau aus dem Laden mittlerweile auf einem Stuhl neben der Himalayan, eigentlich hätte ich lachen können, doch danach war mir überhaupt nicht. Erstmal mussten A.’s Sachen in Sicherheit, aber wie? Ich hab mich dann mit Händen und Füßen und der Übersetzungs-App mit der Frau verständigt, dass ich meine BMW erstmal bei ihr stehen lasse und zuerst mit der Himalayan ins Hotel fahre.

Hab ich dann auch gemacht. Eingecheckt, kurz dem Portier erklärt was passiert ist und gefragt, ob er mir ein Taxi bestellen kann. Konnte er, das kam auch schon relativ schnell und dann bin ich wieder zurück gefahren. Den genauen Standort hatte ich mir in Google Maps markiert. Eine dreiviertel Stunde später sind wir dann im Verkehrschaos doch noch angekommen, obwohl ich schon meine Zweifel hatte. Bei der netten Ladenbesitzerin hab ich mich nochmal herzlich bedankt und wollte ihr auch noch etwas Geld geben. Das hat sie aber ziemlich entrüstet abgelehnt.

Eine weitere dreiviertel Stunde später war ich auch mit der BMW wieder im Hotel, hab abgeladen, Zimmer bezogen und versucht, A. zu erreichen. Keine Chance… Und da fingen die Gedanken an zu tanzen, denn Tbilisi hat einige Krankenhäuser, aber wo hatte man A. hingebracht?? Erstmal im Internet recherchiert aber bei 16 Krankenhäusern in der unmittelbaren Umgebung würde das ewig dauern, bis ich A. finden würde. Eigentlich hab ich ein recht gutes Nervenkostüm, da begannen sie aber etwas zu flattern.

Gegen 15 Uhr Ortszeit (17 Uhr bei euch) hat A. mich dann erlöst. Erstmal bekam ich die Hiobsbotschaft, dass wahrscheinlich etwas gebrochen wäre, sie wäre schon geröntgt worden, müsste aber noch auf den Arzt warten. Der, dem Zufall sei Dank, ausgezeichnet Deutsch spricht, weil er in Dresden Medizin studiert hat. A. hörte sich ziemlich niedergeschlagen an, obwohl ich sie eigentlich als ziemlich toughe Frau kenne. Ich hab ihr dann gesagt, sie soll mir per WhatsApp die Adresse schicken, damit ich zu ihr kommen kann.

Eine halbe Stunde später hab ich mich dann auf den Weg gemacht, nachdem ich vorher noch ihre Versicherungsunterlagen und ein paar Klamotten von ihr rausgekramt habe. Die Klinik ist nicht so weit entfernt vom Hotel, das ist schon mal gut. Noch besser wäre es allerdings, wenn man sie nicht in Anspruch nehmen müsste. Sorry, meine Gedanken gehen gerade mal wieder etwas spazieren. Im Moment könnte ich echt heulen, obwohl das bei mir nicht so oft passiert.

Jetzt sitze ich hier seit einer Stunde vor der Klinik und warte auf eine Nachricht von A. Sie hat zwar zwischendurch mal geschrieben, hat aber immer noch keine Diagnose. Deshalb überbrücke ich die Zeit gerade mit diesem Text und hoffe das Beste. Vor 10 Minuten hab ich auch den Bernd, den Bruder von A., telefonisch erreicht und ihm gesagt was passiert ist. Er bekommt natürlich sobald ich näheres weiß auch die Info. Im Moment stehen wir also alle etwas auf dem Schlauch und können nur warten und hoffen.

Wenn es Neuigkeiten gibt, werde ich Bescheid geben.

Kutaissi/Georgien

Kutaissi/Georgien

Nach unserem Aufenthalt in Makhinjauri sind wir dann am Donnerstag nach Kutaissi weiter gefahren, mit ein paar eingeplanten Umwegen eine relativ kurze Etappe von knapp 230 Kilometern. Wir haben uns dort bei Ana, die eine kleine Pension führt, eingemietet. Ich bin im Internet darüber gestolpert und mir hat direkt die große Terrasse des älteren Hauses gefallen. Also bei Ana angerufen, gefragt ob wir die Mopeds in der Hof stellen könnten und Buchung klargemacht. 3 Übernachtungen für 33 Lari pro Person, etwa 11 Euro. Verpflegen werden wir uns dort selbst, in Georgien überhaupt kein Problem, hier hast du zumindest in den Städten an jeder Ecke Geschäfte, Märkte und auch reichlich kleine Buden, wo man sich mit warmem Essen versorgen kann.

Schon gegen 14 Uhr sind wir in Kutaissi eingetroffen und haben erstmal an einer der zahlreichen Buden Halt gemacht und eine kleine Mittagspause eingeschoben. Ein paar Würstchen, gemischter Salat, reichlich Brot, Wasser und Cola, für 2 Personen 12 Lari, etwa 4 Euro. Um 15 Uhr habe ich dann nochmal bei Ana angerufen, die mir danach eine genauere Wegbeschreibung geschickt hat. Mit Google Maps wären wir nämlich auf dem Schulhof der Schule Nr. 12 gelandet, die ein Stück hinter der Pension ist. Und diese kleine Zufahrtsstraße ist bei Maps nicht verzeichnet, aber schlussendlich sind wir dank Ana ja perfekt hingelotst worden.

Motorrad

Als wir ankamen, hatte sie uns schon das Hoftor geöffnet und stand winkend in der Einfahrt und wir konnten die beiden Motorräder im Hof direkt unter den Weinreben abstellen. Zur Begrüßung gab es erstmal kalten Früchtetee mit Eiswürfeln, der – zu meinem Erstaunen – überhaupt nicht schlecht schmeckte. Und der war bei 26° C auch genau richtig zur Abkühlung, denn zumindest ich war unter der dicken Motorradjacke schon etwas am dampfen. Nachdem sie uns unsere Zimmer gezeigt hatte – A. im Erdgeschoss mit Gemeinschaftsterrasse, meins im Obergeschoss mit Balkon, vernahmen wir plötzlich deutsche Töne. Auf der Terrasse hatten es sich nämlich Rainer und Burkhard, beide aus Berlin, haben sich aber hier erst kennengelernt, gemütlich gemacht. Und luden uns gleich mal zum Bierchen ein…

Motorrad

Nachdem uns Ana noch einen Kaffee danach serviert hatte, haben wir dann unsere nötigsten Klamotten ausgepackt, die Zimmer bezogen, geduscht und uns danach wieder zu den beiden Berlinern gesetzt. Nach einem zweiten Bierchen sind wir dann erstmal zur Hauptstraße gegangen und haben ein paar Lebensmittel und Getränke eingekauft. Da Bierchen immer geht, habe ich gleich ein paar Dosen mehr geordert, besser als zu vertrocknen. Nachdem wir zurück waren alles im Kühlschrank der geräumigen Gemeinschaftsküche eingeräumt und uns dann weiter mit Rainer und Burkhard unterhalten.

Burkhard ist Ende 30 und gehört zu den Digital Nomads, die von unterwegs arbeiten. Er übersetzt für eine große deutsche Software-Firma die Computerspiele entwickelt, diese Spiele auf russisch, polnisch und türkisch. Rainer (72), seit 15 Jahren Rentner wegen eines Schlaganfalls, reist seit 10 Jahren immer mal wieder mit dem Rucksack und einer kleinen Reisetasche für 2-3 Monate in der Weltgeschichte herum. Weil er wegen seiner Krankheitsgeschichte immer zwischendurch zu einem Arzt muss, macht er dann wieder für ein paar Wochen einen Zwischenstopp in Berlin. Und wie er uns abends noch erzählte, hat er mittlerweile 89 Länder bereist, das musst du auch erstmal schaffen.

Dazu gab er uns am Abend eine ganze Menge Anekdoten und Erlebnisse zum Besten und wir haben viel gelacht. Und das alles mit dieser berühmten Berliner Kodderschnauze, herrlich! Burkhard ist am nächsten Morgen mit der Bahn weiter nach Tiflis (Tbilisi) gefahren und da dass auch unser nächster Zwischenstopp werden soll, haben wir gleich mal die Telefonnummern ausgetauscht, um uns dort nochmal zu treffen. Rainer ist gestern dann früh um 2 Uhr mit dem Taxi zum Flughafen in Kutaissi gefahren, weil er wieder mal nach Berlin zum Arzt muss.

Wir haben dann gestern noch einen „Spaziergang“ durch Kutaissi gemacht, der am Ende auch wieder – dank Frollein A. – zu einem 7-km-Leistungsmarsch ausgeartet ist. Naja, ich hab es überlebt nur wenn das so weitergeht, dann muss ich bald neue Sohlen unter den Schuhen haben. In der Stadt hat uns übrigens noch ein Georgier angesprochen, der zufällig mit dem Auto an der Straße stand und hörte, dass wir uns auf Deutsch unterhielten. „Woher aus Deutschland kommen sie“ schallte es plötzlich aus dem neben uns stehenden Auto. So haben wir Albert kennengelernt, der in München studiert hat und uns, nachdem wir uns an seinem Auto etwas unterhalten haben, gleich noch auf einen Kaffee eingeladen hat.

Heute saßen wir beim gemeinsamen Frühstück auf der Terrasse mit Yuri aus Russland, Allister aus Schottland und Eva aus Potsdam zusammen, die alle am späten Abend noch angekommen sind. Yuri und Allister reisen noch etwas durch Georgien. Sehr interessant übrigens, mal so die einzelnen Reisegeschichten auszutauschen!

Wir sind nach dem Frühstück mal hoch in die Berge gefahren. Erstes Ziel war das alte Kloster Gelati, dass wegen seiner alten Fresken und Mosaike zu den bedeutendsten Bauwerken georgischer Geschichte gehört zählt auch zum Weltkulturerbe der UNESCO. Weil das Kloster stark vom Verfall bedroht ist, wird es im Moment umfassend saniert und ist von Baugerüsten umgeben. Leider sind auch innen umfangreiche Stützpfosten und Gerüste aufgebaut, so dass man nur einige der Fresken erkennen konnte.

Vom Kloster sind wir dann über eine bis auf ein paar Wellen erstaunlich gute Straße bis nach Tkibuli gefahren und haben leider von dort aus schon erkannt, dass es etwas schwierig würde, unseren Zielort – den Shaori-Stausee auf 1200 Meter Höhe – trocken zu erreichen. Die Passstraße des Nakerala-Passes, wunderschön kurvenreich, lag im dichten Nebel und die Straße vor uns war schon nass. Doch wo Frollein A. hin möchte, da muss ich auch hin. Also Arschbacken zusammen gekniffen und nach einer kleinen Wette, wer zuerst oben ankommen würde, die Kurven trotz Nässe unter die Räder genommen. Das mag ich ja an A. sie jammert nicht, sondern macht!

Ich muss zwar zugeben, dass wir unterwegs doch ein paar brenzlige Situationen überstehen mussten, weil uns zweimal ein Auto in einer Kehre auf unserer Spur entgegen kam, wir einmal plötzlich 5 Kühe auf der Fahrbahn stehen hatten und hurtig mitten durch geflogen sind und ein Wildschwein hat mich nur um Schamhaaresbreite verfehlt, was mir dann doch etwas den Schweiß in die Motorradstiefel getrieben hat. Auf den knapp 12 Kilometern begann es dann noch gut der halben Strecke mächtig an zu regnen und nachdem der Nebel auch immer dichter wurde, bin ich dann nach einer erneuten Kehre mal zügig an Frollein A. vorbei und hab sie etwas abgebremst, bevor sich noch jemand von uns in den Wald gewickelt hätte.

landkarte

Die Wette hab ich dann freiwillig verloren, weil Frollein A. mit ihrem royalen Kleinkraftrad wirklich geglaubt hat, sie könnte mich verblasen! Aber der Kavalier lächelt sich einen und bezahlt heute Abend das Essen. Aber das nur nebenbei… Oben am See war leider, wie schon vermutet, von dem vielgepriesenen Panoramablick nichts, aber auch absolut überhaupt nichts, zu sehen. Selbst unsere Mopeds in etwa 50 Meter Entfernung haben wir im Nebel und Regen bei 12° C kaum noch erkannt. Schade aber nicht zu ändern, wenigstens das Kurvenräubern hat aber uns beiden richtig Laune gemacht.

Für den Rückweg haben wir uns vorsichtshalber mal die Regenklamotten übergezogen, diese aber nach der Passstrasse, auf der wie er dann etwas ruhiger angehen ließen, wieder ausgezogen haben. Denn unten in Tkibuli schien wieder die Sonne und es wurde auch wieder deutlich wärmer. Und als wir eben wieder in der Pension in Kutaissi angekommen sind, hab ich mich bei 25° C gleich wieder ins kurze Höschen gezwängt. Frollein A. übrigens auch, also nicht in meine, sie hat eine eigene Hose.

Morgen werden wir dann für ein paar Tage in Tiflis (Tbilisi) bleiben, weil ich unter anderem mit meiner BMW mal in die Werkstatt muss, weil mein ABS mal wieder rumzickt. Ich hab gestern noch mit den Jungs telefoniert und kann auch ohne Termin kurzfristig vorbeikommen. Kundenservice in Georgien! Das soll es mal wieder in aller Kürze gewesen sein. Und während ich diese letzten Zeilen schreibe, ist mein Lieblingsclub wieder in die 1. Bundesliga aufgestiegen. Das ist doch gleich auf jeden Fall ein Grund für ein Bierchen. Oder zwei…

Im Anhang wieder eine kleine Fotogalerie. Wer noch mehr sehen möchte, kann gerne meinem Instagram-Account folgen oder vielleicht seid ihr auch bei Facebook aktiv, dort findet ihr mich hier.

Unter Unsere Reiseroute könnt ihr die wichtigsten Stationen unserer Tour mitverfolgen. Einfach in die Grafik und auf die Marker klicken, dann erscheinen zusätzliche Infos. Und nach Bedarf die Karte mit gedrückter Maustaste verschieben.

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