Milcho habe ich vergangenes Jahr in einem Reiseforum „kennengelernt“ und ihm versprochen, dass wir auf unserem Reiseweg bei ihm vorbei kommen. Gesagt, getan und praktischerweise vermietet er auch ein paar Zimmer und so haben wir uns gleich bei ihm eingemietet. Schon 100 Kilometer vor Ivanovo bekam ich die erste Nachricht mit einer Wegbeschreibung von Google Maps von ihm aufs Handy.
Und von da an quasi im 25-Kilometer-Takt, damit wir auch sicher den Weg finden würden. Nun ja, Ivanovo ist zwar nur ein kleines Dorf unweit der rumänisch-bulgarischen Grenze, aber auch mit unserer Navigation hätten wir sicher zu ihm gefunden. Und als wir dann relativ früh um 15 Uhr bei ihm ankamen, da stand er schon am Tor und winkte.
Nach der überaus herzlichen Begrüßung lotste er uns erstmal hinter das Haus, öffnete eine furchtbar quietschende Hoftür und winkte uns mit den Motorrädern in den Innenhof hinein. Nachdem wir dann unser Gepäck abgeladen hatten, zeigte er uns unsere Zimmer und wir richteten uns auf die Schnelle provisorisch ein. Kein 3-Sterne-Hotel, aber alles da was benötigt wird und ländlich gemütlich.
Beim anschließenden Begrüßungskaffee im Garten hinter dem Haus ging es dann ziemlich lustig zu. Denn Milcho spricht zwar ein paar Brocken Englisch, aber unser Gespräch wurde zu 90% nur per Übersetzungs-App geführt. Er mit seinem Handy, wir mit meinem Handy. Es funktionierte aber wirklich erstaunlich gut und so haben wir dort noch eine ganze Weile gesessen, erzählt, Kaffee, selbstgemachten Fruchtsaft aus dem 5-Liter-Beutel (Apfel-Traube – seeeehr lecker) uns später dann auch Bier und Wein getrunken. Dazu ein paar leckere Kleinigkeiten wie Brot, Käse und verschiedene Wurstsorten.
Und so haben wir dort noch ein paar Stunden gesessen, bis A. fast die Augen zugefallen sind. Pappsatt haben wir uns dann in die Zimmer verzogen und sind schlafen gegangen. Das Frühstück am nächsten Tag fiel aus, weil wir beide noch satt vom Vortag waren. Deshalb haben wir bei Milcho nur Kaffee getrunken. Bulgarisch – schwarz und stark. Ich mag das ja, A. musste sich den Schwarzen allerdings mit 2 Löffeln Zucker erst trinkbar machen.
Anschließend sind wir dann ins nicht weit entfernte Russe gefahren, haben uns dort mit etwas Bargeld versorgt und uns beide mit einer Teigtasche, gefüllt mit Schafskäse, in einen nahegelegenen sehr schönen Park gesetzt. Und als wir da gerade 5 Minuten saßen, kam ein älterer Mann vorbei und sprach uns auf Deutsch an, ob die in Sichtweite geparkten Motorräder unsere wären. und so kamen wir ins Gespräch…
Während wir unsere Teigtaschen verdrückten erzählte er uns, dass er Kunstmaler sei und auch länger In Deutschland, in Frankfurt. gelebt hätte. Es entspann sich ein nettes, längeres Gespräch über Gott und die Welt. Als er sich dann nach einer guten Dreiviertelstunde verabschiedete, machten wir uns auch auf den Weg, denn wir wollten uns noch die Felsenkirche von Ivanovo ansehen.
Also wieder zurück nach Ivanovo und kurz vor dem Ort links auf einen Schotterweg abgebogen. Diese knapp 5 Kilometer lange Straße hatte bis zum Tal hinunter hatte alles zu bieten: Auf Schotter folgte glatter teer, danach Wellblech und zum Schluss noch ein paar Schlaglöcher, wo man einen Smart drin verschwinden lassen konnte.
Als wir am Eingangsbereich ankamen, kamen uns 2 Reisebusse entgegen und wir fuhren auf den Parkplatz und waren die einzigen Fahrzeuge, die dort parkten. Und es stellte sich heraus, dass wir zu dem Zeitpunkt auch die einzigen Besucher waren. Sehr gut, denn anstellen war noch nie meine Stärke! Die Frau am Eingangsbereich des Geländes bot uns an, auf unsere Helme und Jacken aufzupassen und dieses Angebot nahem wir dank der Temperaturen und der vor uns liegenden Kletterpartie dankend an.
Denn um in die Felsenkirche zu gelangen heißt es erst einmal, etwa 150 Meter Höhenunterschied über schmale Waldwege zu erklettern. Was wir dann auch in Angriff nahmen. Oben angekommen waren wir dann allerdings auch ziemlich außer Puste. Am Eingang der Felsenkirche wurden wir von einem Mann per Handschlag begrüßt, der uns auf Englisch die Geschichte der Kirche erzählte und uns dabei durch die Höhle führte.
Eigentlich ist es ein Gruppe von Kirchen und bereits ab dem Ende des 12. Jahrhunderts bewohnten einzelne Eremiten die natürlichen Höhlen dieser Berge und gruben dabei einzelne Kammern in den weichen Kalkstein. Der Eremit Ioakim gründete aus den einzelnen Kammern das Kloster Erzengel Michael, in dem einzelne Räume durch Gänge miteinander verbunden wurden. Viele dieser Gänge sind allerdings im Lauf der Zeit wieder eingestürzt.
Die zentrale Klosterkirche die wir uns angesehen haben ist der Jungfrau Maria geweiht und wird in Bulgarien nur „Zarkwata“ – die Kirche – genannt. Im Jahr 1979 wurden die Felsenkirchen von Iwanowo durch die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Soviel zur Geschichte…
Nach der interessanten Führung hieß es nun für uns, über hunderte Treppenstufen wieder nach unten zu stiefeln. Während wir unten noch etwas getrunken haben, fragte Milcho schon per WhtasApp nach ob wir Hunger hätten und er uns etwas kochen solle. Ich erwähnte ja schon, eine Seele von Mensch… Brauchte er aber nach kurzem Blick zu A. nicht, uns fehlte irgendwie der richtige Appetit.
Am späten Nachmittag sind wir dann wieder zu Milcho gefahren, haben uns aus den Klamotten geschält und erstmal eine Dusche gegönnt. Anschließend haben wir dann wieder im Garten zusammen gesessen und Milcho tischte uns wieder ein paar Kleinigkeiten auf. A. hatte in Russe noch 2 Flaschen bulgarischen Wein gekauft, die sich die beiden dann gegönnt haben. Während ich mich lieber noch mit ein paar Bierchen schadlos gehalten habe.
Am nächsten Tag habe ich schon in aller Herrgottsfrühe die beiden Mopeds startklar gemacht. Die Verabschiedung von Milcho fiel genauso herzlich aus wie die Begrüßung und ich habe ihm versprochen, auch weiterhin Kontakt zu halten. Per Sprach-App ja kein Problem, während A. und ich doch mit dem bulgarischen Alphabet so unsere Probleme haben. Da ich gerne noch in Richtung Sofia gefahren wäre, A. aber gerne ans Schwarze Meer wollte, haben wir Streichhölzer gezogen.
Es geht weiter ans Schwarze Meer, nach Skorpilovtski in der Nähe von Varna. Nachfolgend wie immer noch ein paar Fotos, wenn ihr ins Bild klickt, öffnet sich der Bildbrowser.