Eigentlich wollte ich ja hier im Blog einen Live-Tracker einbinden, so dass man erkennen kann, wo wir uns aktuell befinden. Klappt aber leider mit dem Gerät dass ich verwende nicht. Deshalb habe ich jetzt hier mal eine Karte eingebaut, die wenigstens unsere bisherigen Wegpunkte aufzeigt. Ich werde versuchen, sie so zeitnah wie möglich zu aktualisieren.
Wenn ihr auf die Marker klickt, erscheint der Name der entsprechenden Stadt und evtl. noch zusätzliche Infos. Sollte auch auf dem Handy funktionieren, falls nicht, lasst mal Rückmeldungen da.
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Die vergangenen Tage haben sich dann doch als relativ stressig erwiesen.
Fangen wir erstmal mit dem allerwichtigsten an. Frollein A. ist ja vergangene Woche zusammen mit ihrem Bruder nach Deutschland geflogen, um sich in Bonn ihre gebrochene Schulter operieren zu lassen. Am Montag kam sie unters Messer und die Operation ist gut verlaufen. Jetzt folgt natürlich noch der wahrscheinlich langwierige Heilungsprozess, Reha, etc. und ich kann mir schon bildlich vorstellen, wie hibbelig sie darauf warten wird, dass sie endlich wieder fahren kann. Warten wir mal ab, ob sie gutes Heilfleisch hat oder eher nicht.
Natürlich habe ich ihr alle Genesungswünsche die hier im Blog, im Social Network, telefonisch oder per Messenger eingelaufen sind ausgerichtet und sie hat sich auch sehr darüber gefreut. Sie hat nun mal in der Vergangenheit wirklich sehr extreme Dinge im Netz erlebt und ich kann es nachvollziehen, dass sie mit diesem Medium quasi abgeschlossen hat. Auch ich habe mich nach Leibeskräften bemüht, ihren Wunsch nach Anonymität zu erfüllen, auch wenn es dazu – gerade im Freundes- und Bekanntenkreis – einiger Erklärungen bedurfte. Ganz wenige Leute kennen diese Geschichte(n) und ich weiß dass ich mich darauf verlassen kann, dass sie das auch für sich behalten. Damit wollen wir es jetzt auch gut sein lassen und ich soll mich noch einmal ganz herzlich bei allen bedanken. Fühlt euch gedrückt!
Tja, da war aber auch noch mein Moped, dass kurz nach dem Unfall von Frollein A. auch mächtig Probleme machte. Kugellager und Wellendichtring vom Hinterradantrieb geschrottet und leider sind diese ja eigentlich gängigen Ersatzteile hier nicht oder nur unter großem Aufwand zu bekommen. Ivan aus der Werkstatt hier in Tbilisi hat dann zusammen mit mir am Samstag den Endantrieb mal demontiert und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass der Austausch des kompletten HAG’s nicht notwendig ist. Trotzdem mussten ja die Ersatzteile nach Georgien kommen. Also habe ich die Ersatzteile in Deutschland geordert und zu meinem Schwesterherz schicken lassen.
Denn der Expressversand per UPS hätte über 200 Euro gekostet und dann ist – laut Ivan – noch nicht sicher, ob die Teile nicht im Zoll hängen bleiben und dann sitzt du hier auf heißen Kohlen und wartest. Also habe ich mir kurzerhand 2 Flüge nach Hause, genauer gesagt zum Flughafen Düsseldorf gebucht und bin dann in der Nacht von Samstag auf Sonntag zuerst um halb eins vom Hotel die 20 Minuten zum Flughafen gefahren, wo mein Flieger um 3 Uhr 40 Ortszeit gestartet ist. Obwohl ich nur einen Rucksack mit Geld, Papieren etc. dabei hatte, nahmen es die georgischen Zöllner allerdings ziemlich genau und haben aber wirklich jeden Reißverschluss der 8 verschiedenen Fächer dieses Rucksacks geöffnet und begutachtet.
Bei meiner/unserer Einreise nach Georgien wurde in den Reisepässen vermerkt, dass wir mit dem Motorrad eingereist sind. Der sehr eifrige Polizist bei der Passkontrolle fragte dann auch: „And where is your Bike?“ Die Antwort „Das habe ich in der Jackentasche, du Pappnase!“ habe ich mir dann aber doch verkniffen, nicht dass er noch Deutsch verstand und habe ihm den Grund meiner kurzen Reise erklärt. Stempel in den Pass und durchmarschiert. Im Flieger der griechischen Gesellschaft Sky Express ging es dann zuerst nach Athen und da konnte ich mich sogar richtig lang machen. Ich hatte Sitzplatz 7F am Fenster und die komplette Sitzreihe 7 blieb bis zum Abflug leer, obwohl sonst wirklich jeder Sitzplatz besetzt war. Ich hab vorsichtshalber mal diskret gecheckt, ob ich etwas fieses im Gesicht hängen habe oder stinke, nachdem der Check aber zu meiner Zufriedenheit ausgefallen war es als gottgegeben akzeptiert und mich ausgestreckt.
In Athen dann 2 Stunden Aufenthalt, die ich u.a. mit einem (teuren) Kaffee überbrückt habe und danach ging es weiter nach Düsseldorf, wo wir um kurz vor 11 Ortszeit gelandet sind. Da ja einige von meinem Dilemma erfahren haben, hatte ich auch wieder eine ganze Menge Angebote für den Transport von Düsseldorf nach Köln. Hierfür auch nochmal allen einen herzlichen Dank, es ist schön wenn man Freunde hat, auf die man sich verlassen kann! Mein Schwesterherz hat aber auch für die paar Tage „Heimaturlaub“ den Job der Fahrerin übernommen und hatte mir auch beim abholen gleich meine Ersatzteile mitgebracht.
Ich hatte ja schon erwähnt, dass der Transport der Teile sehr teuer gewesen wäre. Im Endeffekt haben mich die 2 Flüge knapp 10 Euro mehr gekostet als der Versand gekostet hätte und ich habe die Teile bei mir, ohne ungewisses Warten ob das Zeug auch wirklich ankommt. Sonntagnachmittag noch ein paar Bierchen in der Stammkneipe genommen, aber um 20 Uhr nach Hause gegangen, sonst wäre ich wahrscheinlich im Stehen eingeschlafen. Am nächsten Tag nach dem Frühstück habe ich im nahen Bad Honnef noch einen gebrauchten ABS-Sensor für das Hinterrad abgeholt, den ich per ebay schon in Tiflis geordert hatte. Ivan meinte, ich solle ihn mal vorsichtshalber mitbringen und die 22 Euro zusätzlich fressen jetzt auch kein Brot.
Abend noch mit guten Freunden essen gewesen und am Montagnachmittag ging es wieder nach Düsseldorf. Beim Rückflug, diesmal mit der türkischen Pegasus Air und Zwischenlandung in Istanbul, hatte ich allerdings weniger Glück. Mit Serkan, dem freundlichen Türken der rechts neben mir saß und der schon lange in Witten wohnt wie man am Ruhrpott-Dialekt hören konnte, habe ich mich lange unterhalten und er hat mir auch per Wegweisung sehr geholfen meinen Anschlussflug in Istanbul zu erreichen, den ich sonst mit Sicherheit verpasst hätte. Weil wir nämlich schon mit reichlich Verspätung in Düsseldorf gestartet sind und die Ausschilderung im Flughafen Istanbul gelinde gesagt komplett für den Ars*h ist. Dazu lotste er mich mit einem mehrfachen „Perdon“ bei seinen türkischen Landsleuten an der Passkontrolle vorbei und drängelte sich gleich mit vor, in dem er mich vor sich her schob. „Geh weiter, die lassen dich alle vorbei, geh weiter, du verpasst deinen Flug“ hörte ich nur im Ohr.
Den etwas beleibteren türkischen Herrn links neben mir auf dem Flug nach Istanbul musste ich im Halbstundentakt immer wieder gerade rücken, weil er beim Schlafen immer in meine Richtung fiel. Dazu hat er so extrem geschnarcht, dass ihm selbst die Frau die vor ihm saß zweimal recht energisch geweckt und ihm ein paar nicht freundlich klingende Worte gesagt hat. Was ihn aber scheinbar nur unwesentlich störte, denn nach spätestens 2 Minuten war er wieder entschlummert und das Konzert begann von neuem. Einen guten Schlaf hatte er jedenfalls.
Den Anschlussflieger nach Tiflis habe ich dann wirklich auf den letzten Drücker erreicht und nachdem ich kurz vor Eintreffen am Gate ein schnarrendes „Mr. John Linnartz, please to Gate 214b!“ hörte, hatte ich auch schon leicht Schweiß im Schuh, den Flug doch noch zu verpassen. Ohne Serkans Hilfe wäre die Operation Ersatzteile da fast empfindlich unterbrochen worden. Zudem hätte ich mir dann erstmal wieder eine türkische SIM-Karte besorgen müssen, um überhaupt einen anderen Flug buchen zu können. Naja, es ist ja gut gegangen, wenn auch knapp.
Angekommen in Tiflis bin ich dann am Dienstagmorgen um 03:45 Uhr. Vorsichtshalber habe ich meine Teile mal beim Zoll angegeben und einer der Herren interessierte sich dann auch recht ausgiebig für das große Kugellager, Dichtung und ABS-Sensor waren ihm schnuppe. Aber dieses Kugellager hat er tatsächlich 5 Mal durch den Röntgenapparat laufen lassen, vielleicht hat er etwas darin vermutet, dass da nicht hinein gehört. Ich hatte vorsichtshalber die Rechnungen mit Zollnummern, Herkunftsland, Gewicht etc. mit eingepackt und vorgelegt. Ich bin mir nicht sicher, ob er meine Erklärung zu dem was ihn da interessierte überhaupt verstanden hat oder überhaupt wusste, was ein Kugellager ist. Jedenfalls durfte ich, nachdem ich mit ihm in ein Büro gegangen war und er einen Zettel ausgefüllt hatte, noch 18 Lari, knapp 6 Euro, in die georgische Staatskasse einzahlen. Und dieses Erlebnis hat mich darin bestätigt, die Teile besser abzuholen als per Post zu schicken. Der Mensch würde wahrscheinlich Heiligabend noch überlegen, was er da vor sich hat…
Um halb 5 hatte ich auch das geschafft und hab mich in eines der etwa 100 vor dem Flughafen wartenden Taxis gesetzt und bin dann um kurz vor 5 wieder im Hotel gewesen, wo ich mich erstmal – reichlich geschafft – 2 Stunden hingelegt habe. Nach einer Dusche und reichlich Kaffee habe ich dann Ivan angerufen und ihm gesagt, dass ich später zu ihm kommen würde und die Teile vorbei zu bringen. „Come when you want, Mr. Hans, you were quickly!“ Gesagt, getan, um 10 Uhr haben wir uns dann in seiner Werkstatt getroffen und erstmal einen Tee getrunken, während er mich ausgefragt hat, wie meine Reise verlaufen ist.
Er will den Austausch der Teile ja immer noch alleine machen, obwohl ich ihm meine Unterstützung angeboten habe. Ich habe mit ihm jetzt vereinbart, dass er sich ruhig noch etwas Zeit lassen kann, denn ich möchte mich erstens noch etwas ganz ohne Stress in Tiflis umsehen, zweitens hat er noch ein paar andere Aufträge, die schon länger warten und drittens habe ich vorgestern Nachmittag in der Stadt zufällig 2 Holländer, Jan und Dirk, kennengelernt. Die beiden sind auch mit dem Motorrad unterwegs und möchten nach Usbekistan, wollen aber vorerst noch etwas hier in Tiflis bleiben um sich auszuruhen und die Stadt zu erkunden, bevor es weiter Richtung Russland geht. Zudem wollte Jan noch eine Werkstatt suchen und da hab ich ihm natürlich gleich mal Ivans Adresse gegeben und Dirk wartet noch auf sein Visum für Russland.
Da sich das mit meinen Reiseplänen deckt habe ich die beiden gefragt, ob wir nicht zusammen fahren könnten. „Kein Problem“ war die Antwort, und so haben wir dann später noch unsere Telefonnummern ausgetauscht und wollen uns dann absprechen, ob unsere Reise zumindest ein Stück gemeinsam weitergeht. Wäre mir persönlich auch angenehmer, gerade im Fall einer Panne, an einen weiteren Unfall wollen wir mal lieber überhaupt nicht denken, ist es natürlich hilfreicher, wenn man zu mehreren unterwegs ist. Warten wir mal ab, eventuell klappt es ja.
Bis Ivan die BMW wieder repariert hat, werde ich mich also noch etwas zu Fuß oder auch mit dem Taxi in der Stadt umsehen, in der es noch einiges zu entdecken gibt. Meine ersten Streifzüge waren ja immer von Krankenhaus- oder Werkstattbesuchen unterbrochen worden und ich muss ehrlich zugeben, dass mir auch der Unfall von A. ziemlich an die Nieren gegangen ist. Jetzt weiß ich dass es ihr gut geht, wir telefonieren oder schreiben täglich, dass wird sich wohl auch nicht ändern, zumindest so lange diese Reise andauert.
Gott sei Dank ist Tiflis keine langweilige Stadt und ich habe ja schon einiges gesehen und erlebt. Deshalb habe ich mich auch entschieden, noch etwas Zeit hier zu verbringen. Mit Sicherheit werde ich nochmal die verschiedenen Märkte der Stadt besuchen, auf denen man von Lebensmitteln über Klamotten, Elektroartikel, Waschmaschinen, Stichwaffen, Pistolen und ganz selbstverständlich auch Militärzubehör- und Orden aus dem 2. Weltkrieg kaufen kann. Anfangs war ich doch ziemlich erschrocken, wieviel Nazi-Symbolik hier öffentlich angeboten wird, wenn man allerdings weiß, dass viele Georgier im Krieg für Deutschland gekämpft haben, dann verwundert das „Angebot“ nicht.
Dazu diese Unmengen an kleinen, kleinsten und allerkleinsten Läden, die oft überhaupt nicht als solche erkennbar sind, weil sie ohne Werbetafeln auskommen. Da wird auch der letzte Quadratzentimeter ausgenutzt, um sein Warenangebot zu präsentieren und wenn du drin stehst musst du aufpassen, nicht bei einer unvorsichtigen Drehung die Regale abzuräumen. Aber man bekommt hier wirklich alles und obwohl auch hier in Georgien die Inflation für die Menschen spürbar ist, ist es für uns immer noch günstig. Wobei man auf der anderen Seite der Kura, der Fluss der durch Tiflis fließt, schon merken kann, dass diese Gegend nicht nur bedeutend mehr Hotels und Touristen zählt, sondern auch deutlich teurer ist. Beispiel: Wenn ich mir hier eine diese sehr leckeren Teigtaschen, die mit Schafskäse, Spinat, Pilzen oder Hähnchenfleisch gefüllt sind kaufe, zahle ich im Durchschnitt 3 Lari, etwas einen Euro. Auf der anderen Seite das drei- bis vierfache.
Mein persönliches Highlight ist ja der Gewürzmarkt, wo in großen Säcken alles lagert, was in der Küche benötigt wird. Da kommen dir Düfte entgegen, gerade bei den orientalischen Händlern, die hier erstaunlich oft vertreten sind. Und da der Georgier für sein Leben gerne Walnüsse, Pistazienkerne und sonstiges „Vogelfutter“ knabbert, werden Einkäufe auch häufig direkt in die Hosentasche abgefüllt. Zu den diversen Märkten kommt noch eine Unzahl an Läden, die unter den großen Hauptverkehrsstraßen in Tunneln liegen und die oft die einzige Möglichkeit darstellen, auf die andere Straßenseite zu gelangen, ohne sich einer Lebensgefahr auszusetzen. Denn der Verkehr hier ist, wie A. ja leider selbst erleben musste, nicht ohne.
Der Georgier an sich hält Ampeln schon für überflüssigen Schnickschnack. Sie leuchten ab und zu unterschiedlich, mehr aber auch nicht. Also wird gefahren, gefahren, gefahren, meistens bis es nicht mehr weiter geht. Da werden große Kreuzungen mit normalerweise 3 Fahrspuren auch gerne mal zu fünft nebeneinander belegt und wenn der Nebenmann nur kurz zuckt, dann opfert man dabei im günstigsten Fall nur einen Außenspiegel, im ungünstigeren Fall mit Blechkontakt. Was hier aber erstaunlich gelassen zur Kenntnis genommen wird, meist mit mehrfachem Hupen, wildem gestikulieren und immer mit ein paar georgischen Flüchen. Und dann isses wieder gut. Apropos Hupen… Gestern kam mir ein Opel Corsa ohne Frontschürze entgegen, der gleich 4 Hupen, davon 2 mit Kompressor, vor dem Kühler montiert hatte. Denn in Georgien wird immer gehupt und wer laut hupt, kommt schneller weiter. Meistens…
Gestern war ich dann auch noch im Botanischen Garten unterwegs, dem größten im Kaukasus, der zudem landschaftlich sehr schön in den Hängen angelegt ist. Man muss schon etwas leidensfähig sein, um die knapp 220 Meter Höhenunterschied zu absolvieren, kann aber auch mit der Seilbahn zur 50 Meter hohen Statue Kartlis Deda, der Mutter Georgiens fahren und von dort immer bergab laufen. Ich bin bis zur Weißen Brücke kurz unter der Statue gelaufen und hab dort umgedreht, weil ich danach noch ins Bäderviertel wollte. Der Botanische Garten an sich hat mich jetzt nicht so angefixt aber man hat immerhin einen schönen Blick über die Stadt. Eintritt übrigens 4 Lari, etwa 1,30 Euro.
Weil dieser Beitrag ja jetzt schon Romanlänge erreicht hat, mache ich an dieser Stelle mal Schluss. Schließlich will ich noch etwas im Städtchen umsehen. Mehr Fotos zum Bericht gibt es diesmal auf meinem Instagram-Account.
Nach einmal schlafen sieht die Welt wieder etwas positiver aus. Normalerweise, tut sie aber im Moment nicht. doch dazu später… Zuerst einmal möchte ich mich, auch im Namen von A., ganz herzlich für die vielen lieben Wünsche und speziell für die Genesungswünsche bedanken. „Dabei kennen die Leute mich doch überhaupt nicht, vielleicht bin ich ja so ’ne Hexe, dass sie mich gar nicht kennen wollen?“ „Bist du“ hab ich nur geantwortet, konnte aber nur alleine darüber lachen, weil ihr die Rippen wehtaten. Egal, ich freue mich, dass sie ihren Humor trotz der ganzen traurigen Umstände nicht verloren hat.
Heute morgen haben wir zusammen im Krankenhaus einen Kaffee getrunken und danach mal alles besprochen, was ich noch erledigen könnte. A.’s Bruder kommt morgen um die Mittagszeit hier in Tiflis an und mit ihm wird sie auch nach Hause fliegen, wahrscheinlich schon übermorgen, um sich dort operieren zu lassen. Für ihr Moped haben wir 2 Schlachtpläne entworfen. Plan A: Ihr Bruder kümmert sich um den Rücktransport nach Deutschland. Plan B: Ich frage bei den Jungs in der Werkstatt, wo die Himalayan in der Zwischenzeit steht nach, ob wir sie da für ein paar Monate parken können. Und wenn A. wieder fit ist, fliegt sie nach Georgien und fährt den Rückweg wieder mit mir zusammen. Erst einmal steht sie ja jetzt sicher in der Werkstatt, doch auch dazu später mehr.
Denn es ist klar: Ich fahre ab jetzt alleine weiter. Ich hab heute mal in unserer Zentralasien-Gruppe bei WhatsApp einen Post losgelassen, ob jemand zufällig in der Nähe oder auf der weiteren Route ist, der/die Interesse hat zusammen weiter zu fahren. Müssen wir aber mal abwarten, ob sich jemand meldet. Wenn nicht, Pech gehabt. Zu zweit oder mehreren macht zwar mehr Spaß, aber notfalls komme ich auch alleine klar. Und unter Kontaktarmut leide ich auch nicht… Und A. äußerte dazu nur: „Wenn du wegen mir nicht mehr weiter fährst, gucke ich dich mit dem Ar**h nicht mehr an!“ Naja, Befehl ist Befehl…
Vorsichtshalber mal das Hotelzimmer noch geblockt, um noch ein paar Tage hier in Tiflis zu verlängern, bis alles rund um A. endgültig geklärt und erledigt ist. Eine gute Entscheidung, auch dazu später mehr. Ob ich mich noch etwas in der Stadt umsehen werde, weiß ich noch nicht. Aus dem höher liegenden Hotel in direkter Nachbarschaft zur Saneba-Kathedrale hat man einen tollen Blick über die Stadt, nur fehlt mir im Moment noch etwas die Muße und auch die Zeit, mich dafür zu begeistern. Wenn nicht, es gibt ja (hoffentlich) auch noch einen Rückweg.
Da auch die hohen Pässe im Kaukasus noch bis mindestens Mitte Juni wegen Schnee gesperrt sind, werde ich dann wahrscheinlich direkt von hier in Richtung Russland los düsen und die Kilometer um das Kaspische Meer abreißen. Ich hätte mir diesen Umweg gerne erspart, doch Aserbaidschan lässt auf dem Landweg noch mindestens bis 30.06.25 keine Fahrzeuge ins Land und deshalb ist der kürzere Weg per Fähre nicht möglich.
Die Himalayan von A. wirkt, bis auf ein paar Kratzer vom Sturz relativ unbeschädigt, ich konnte sie zumindest gestern problemlos bis ins Hotel fahren. Ihr Gepäck steht jetzt in meinem Hotelzimmer und ich werde morgen mit ihrem Bruder besprechen, ob wir die Koffer wieder ans Moped schrauben oder nach Hause schicken. Wir haben ja beide eine Auslands-Krankenversicherung abgeschlossen und dort habe ich gestern auch schon eine Mail hingeschickt wegen des Krankenhausaufenthalts von A., das ist etwas kompliziert hier in Georgien, aber alles lösbar.
Die Versicherung würde unter gewissen Umständen den Rücktransport von A. übernehmen, die aber auf die ganze Bürokratie keinen Bock hat und ihren Rückflug selbst bezahlt. „Ich kann stehen, liegen und sitzen, das bekomme ich schon hin.“ Deshalb hat unsere Tour bisher richtig Spaß gemacht, A. zickt nicht herum, denkt positiv und kann sogar so einen alten Sack wie mich motivieren. Ob da noch etwas von den georgischen Behörden kommt bezweifeln wir übrigens beide, Schadenersatz oder so etwas dürfte hier sowieso nur schwer zu bekommen oder einzuklagen sein. Warten wir mal ab…
Meine BMW zickt ja auch seit einigen Kilometern mit dem ABS herum, deshalb wollte ich heuten auch nochmal bei den Jungs in der Werkstatt vorbei schauen. Wahrscheinlich muss nur die Meldung quittiert werden, hat das ABS schon mal, wenn man nicht mindestens einmal am Tag voll in die Eisen steigt. Als „Standschaden“ wird das bei BMW bezeichnet, wobei ich die vergangenen 6500 km nicht wirklich gestanden habe… War leider nur eine Vermutung, der kleine Schock kommt gleich…
Die restliche Zeit wo ich mich um nichts kümmern musste, wollte ich heute eigentlich bei A. im Krankenhaus verbringen. Doch der kleine Fehlerteufel hatte anderes mit mir vor. Als ich nämlich heute morgen auf dem Weg zu Ivan und Georg von General Motorcycles Georgia war hab ich bemerkt, dass ich hinten kaum Bremswirkung hatte. Also mal rechts rangefahren und da sah ich dann die Bescherung: Öl und einzelne Metallspäne liefen auf die hintere Felge und hatte auch die Bremsscheibe schon eingesaut. Da bremst es sich natürlich nicht mehr so richtig gut. Also die letzten 2 km etwas langsamer bis zur Werkstatt gefahren, Ivan den Schaden gezeigt und dann wurde mir direkt in der Werkstatt ein Platz freigeräumt.
Erster Sichtcheck, dann hat Georg das Hinterrad demontiert und da kam dann das Problem zu Tage: Meinen Hinterradantrieb hat es mächtig zerlegt, viele Metallspäne kamen da mit dem restlichen Öl heraus. Was auch das Wechselblinken des ABS erklärt, weil der Sensor das Metall erkannt hat. Große Schei…, allerdings besser hier in Tiflis als in der kasachischen Steppe. Wir haben den HAG dann später gemeinsam auseinander genommen und seziert, besser ist es wohl, ihn komplett zu ersetzen. Da der Endantrieb in Georgien nicht oder nur mit einigem Papierkram zu ordern ist versuche ich jetzt gerade, einen neuen oder besser – weil billiger – gebrauchten daheim aufzutreiben und hier nach Georgien schicken zu lassen. Haben die meisten von euch ja schon mitbekommen… Im Moment habe ich 2 Händler an der Hand, wir müssen morgen aber noch die Versandoptionen klären. 6 Wochen Wartezeit sind mir eindeutig zu lang…
Nachher ist Georg mit mir im Taxi noch zum Hotel gefahren und hat die Himalayan von A. wieder mitgenommen, um sie in der Werkstatt zu parken. Beweisfoto kam kurze Zeit später, ich hatte aber auch keinen Grund daran zu zweifeln. Die Jungs erscheinen mir nicht nur hilfsbereit, auch sehr vertrauenswürdig. Und sie geben sich wirklich alle Mühe, denn auch Ivan hat sich auf der Suche nach einem neuen HAG beteiligt und mir Links per WhatsApp geschickt. Wer also mal ähnliches erleben sollte: Bisher klare Empfehlung für General Motorcycles Georgia!! Nur mal so nebenbei: Der superfreundliche Taxifahrer Dato hat für die knapp 7 Kilometer 8 Lari verlangt, umgerechnet etwa 2 € 60. Und er wollte noch nicht einmal Trinkgeld annehmen. Da ich ja in nächster Zeit ohne Fahrzeug bin, habe ich ihn gleich mal als persönlichen Taxifahrer verpflichtet. Und irgendwann werde ich ihm sicher auch ein Trinkgeld geben können.
Eben war ich nochmal für 2 Stunden bei A. im Krankenhaus, sie hat nochmal eine schmerzstillende Spritze erhalten, damit sie heute Nacht gut schlafen kann. Und ich bin dann danach mit Dato zuerst etwas essen und dann ins Hotel gefahren, um nachher ein paar Stunden Schlaf nachzuholen. Vergangene Nacht hab ich nämlich kaum ein Auge zugemacht, weil mir so viel durch den Kopf ging und auch der heutige Tag war doch ziemlich ereignisreich.
Übrigens hab ich A. noch nichts von meinem Dilemma erzählt und ich weiß dass hier ein paar Freunde von ihr mitlesen und hoffe, dass sie mich nicht verpfeifen. Aber ich denke, ein Unglück genügt erstmal für sie, wenn sie wieder daheim ist werde ich ihr per WhatsApp alles beichten. Und bekomme dann sicher mächtig den Poppes aufgerissen, aber das nehme ich gerne in Kauf. Zum Schluss dürft ihr mir aber gerne noch die Däumchen drücken, dass die Ersatzteilbeschaffung klappt, so dass ich weiterfahren kann.
Das war es erstmal an Neuigkeiten, ich bedanke mich auch nochmal an dieser Stelle, für die Hilfe die mir auf den diversen Social Media-Kanälen heute angeboten wurde. GANZ GROßES KINO!!
Eigentlich war das heute einer eher entspannte Etappe, wenn man mal davon absieht, dass es auf der Strecke von Kutaissi in den Bergen nur 3° C warm war. Da haben wir dann im Nebel und Nieselregen doch kalte Finger bekommen. Aber weiter unten, so ab Gori, der Geburtsstadt von Stalin, kam die Sonne wieder raus und in Richtung Tbilisi/Tiflis wurde es immer wärmer.
In Tbilisi erwarte und dann erstmal ein Mörderverkehr und wie schon mehrmals berichtet, bist du da auf einem Zweirad in Georgien fast vogelfrei. Und es ist genau das passiert, wovor ich auf der Tour den meisten Schiss hatte: Das einer von uns einen Unfall hat. A. hat es leider heute in Tbilisi erwischt, sie wurde knapp 3 km vor dem Hotel von einem noch recht jungen Typen, der meinte sich unbedingt noch zwischen uns quetschen zu müssen, einfach buchstäblich rücksichtslos abgeräumt.
Es gab erstmal diverse Diskussionen zwischen einigen Georgiern, während ich mich um A. gekümmert hab. Ich hab es ja nur im Spiegel mitbekommen, aber sie ist in einem ziemlich blöden Winkel gefallen und hat sich auf jeden Fall dabei verletzt. Sie konnte ihre Schulter nicht richtig bewegen und die linke Rippenseite hat auf jeden Fall auch etwas abbekommen. Wir kennen uns ja schon länger, ich hab sie noch nie weinen sehen, aber heute. Jetzt sind wir schon so viel Kilometer zusammen unterwegs und dann das.
Irgendjemand hat dann in dem Towubahohu auch die Polizei gerufen, die knapp 20 Minuten später bei uns stand. Der Typ der A. zu Sturz gebracht hatte wollte sich wohl zwischenzeitlich davon machen, wurde aber von anderen festgehalten. Die Polizei hat ihn dann zuerst mal mit Bewachung in den Streifenwagen gesetzt, während sein Kollege bei A. und mir war. Der sprach Gott sei Dank soviel Englisch, dass ich ihm zumindest den Unfallhergang erklären konnte und ihn gebeten hab, einen Krankenwagen für A. zu bestellen.
Etwas später hat mir dann ein freundlicher Mann geholfen, die Himalayan von A. mal auf die andere Straßenseite vor einen Laden zu schieben und dort zu parken. Die Frau aus dem Laden zeigte mir direkt per Zeichensprache an, dass sie einen Blick darauf wirft. Ich bin dann wieder hinüber gegangen und 10 Minuten später kam auch der Krankenwagen. Vor der Polizei bekam A. noch einen Zettel (Ich vermute Unfallanzeige oder so etwas, muss ich morgen mal übersetzen lassen) und ich hab mit ihr vereinbart, dass sie anruft wo sie hingebracht wird und ich mich um ihre Maschine und vor allem ihr Gepäck kümmere.
Als der Krankenwagen weg war, hab ich mich dann erstmal mit Hilfe eines Polizisten durch das Autogewirr gequetscht und meine BMW neben dem Moped von A. geparkt. Dort saß die Frau aus dem Laden mittlerweile auf einem Stuhl neben der Himalayan, eigentlich hätte ich lachen können, doch danach war mir überhaupt nicht. Erstmal mussten A.’s Sachen in Sicherheit, aber wie? Ich hab mich dann mit Händen und Füßen und der Übersetzungs-App mit der Frau verständigt, dass ich meine BMW erstmal bei ihr stehen lasse und zuerst mit der Himalayan ins Hotel fahre.
Hab ich dann auch gemacht. Eingecheckt, kurz dem Portier erklärt was passiert ist und gefragt, ob er mir ein Taxi bestellen kann. Konnte er, das kam auch schon relativ schnell und dann bin ich wieder zurück gefahren. Den genauen Standort hatte ich mir in Google Maps markiert. Eine dreiviertel Stunde später sind wir dann im Verkehrschaos doch noch angekommen, obwohl ich schon meine Zweifel hatte. Bei der netten Ladenbesitzerin hab ich mich nochmal herzlich bedankt und wollte ihr auch noch etwas Geld geben. Das hat sie aber ziemlich entrüstet abgelehnt.
Eine weitere dreiviertel Stunde später war ich auch mit der BMW wieder im Hotel, hab abgeladen, Zimmer bezogen und versucht, A. zu erreichen. Keine Chance… Und da fingen die Gedanken an zu tanzen, denn Tbilisi hat einige Krankenhäuser, aber wo hatte man A. hingebracht?? Erstmal im Internet recherchiert aber bei 16 Krankenhäusern in der unmittelbaren Umgebung würde das ewig dauern, bis ich A. finden würde. Eigentlich hab ich ein recht gutes Nervenkostüm, da begannen sie aber etwas zu flattern.
Gegen 15 Uhr Ortszeit (17 Uhr bei euch) hat A. mich dann erlöst. Erstmal bekam ich die Hiobsbotschaft, dass wahrscheinlich etwas gebrochen wäre, sie wäre schon geröntgt worden, müsste aber noch auf den Arzt warten. Der, dem Zufall sei Dank, ausgezeichnet Deutsch spricht, weil er in Dresden Medizin studiert hat. A. hörte sich ziemlich niedergeschlagen an, obwohl ich sie eigentlich als ziemlich toughe Frau kenne. Ich hab ihr dann gesagt, sie soll mir per WhatsApp die Adresse schicken, damit ich zu ihr kommen kann.
Eine halbe Stunde später hab ich mich dann auf den Weg gemacht, nachdem ich vorher noch ihre Versicherungsunterlagen und ein paar Klamotten von ihr rausgekramt habe. Die Klinik ist nicht so weit entfernt vom Hotel, das ist schon mal gut. Noch besser wäre es allerdings, wenn man sie nicht in Anspruch nehmen müsste. Sorry, meine Gedanken gehen gerade mal wieder etwas spazieren. Im Moment könnte ich echt heulen, obwohl das bei mir nicht so oft passiert.
Jetzt sitze ich hier seit einer Stunde vor der Klinik und warte auf eine Nachricht von A. Sie hat zwar zwischendurch mal geschrieben, hat aber immer noch keine Diagnose. Deshalb überbrücke ich die Zeit gerade mit diesem Text und hoffe das Beste. Vor 10 Minuten hab ich auch den Bernd, den Bruder von A., telefonisch erreicht und ihm gesagt was passiert ist. Er bekommt natürlich sobald ich näheres weiß auch die Info. Im Moment stehen wir also alle etwas auf dem Schlauch und können nur warten und hoffen.
Wenn es Neuigkeiten gibt, werde ich Bescheid geben.
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